St. Gertrudisbote

66. Jahrgang - März 2011



Vierzig Jahre - vierzig Tage:

- das Leben des Mose als Modell eines geistlichen Weges –

Mit dem Aschermittwoch am 9. März beginnt in diesem Jahr die Fastenzeit, wie der traditionelle Name lautet, die Österliche Bußzeit, wie heute die offizielle Bezeichnung ist, die Heiligen vierzig Tage, wie man manchmal in Anlehnung an die lateinische Bezeichnung Quadragesima sagt. Doch welchen Namen wir auch wählen - jeder von ihnen wirft auf seine Weise Licht auf diese Zeit. Das Fasten ist eine der überlieferten Übungen in diesen Wochen. Lange Zeit fast vergessen und nicht mehr ernst genommen, entdecken es heute nicht wenige Christen neu: nicht nur weil es für die Gesundheit gut ist und uns wieder ins Gleichgewicht bringen kann, sondern auch weil es hilft, spirituell ein waches Gespür und mehr Sensibilität zu entwickeln. Österlich sind diese Tage, weil sie vom Vorausblick auf das Hohe Osterfest bestimmt sind und seiner Vorbereitung dienen. Schließlich zeichnet sich in diese Zeit die Zahl Vierzig ein: Vom Aschermittwoch bis zum Karsamtag sind es vierzig Tage, die Sonntage nicht mitgezählt. Darüber möchte ich mit Ihnen noch etwas nachdenken.
Jesu Fasten in der Wüste
Das unmittelbare Vorbild für die Österliche Bußzeit ist eine Tat Jesu: Nach seiner Taufe im Jordan durch Johannes wurde er vom Geist in die Wüste geführt, wo er vierzig Tage lang fastete und Versuchungen durch den Widersacher ertrug (Mt 4,1-11). Es war eine letzte Vorbereitung auf sein öffentliches Wirken, das unmittelbar darauf mit der Berufung der ersten Jünger begann und das mit dem österlichen Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung zu seinem Höhepunkt und seiner Vollendung gelangen sollte. Doch mit diesem Aufenthalt in der Wüste blickt Jesus nicht nur nach vorne. Er schaut auch zurück und nimmt die große Tradition seines Volkes auf. Schon Johannes hatte die Stelle seiner Taufpredigt bewusst gewählt: Sie liegt auf der Ostseite des Jordan gegenüber Jericho, dort also, wo einst das Volk Israel unter der Führung Josuas in das Gelobte Land eingezogen war (Jos 3). Durch die Wahl dieses Ortes wollte Johannes deutlich machen: Es geht um eine Rückkehr zum Geist des Ursprungs, um eine Wiedererweckung der ersten Liebe. Wie es im Glauben des Einzelnen Ermüdungserscheinungen gibt, Enttäuschungen und Überdruss, so kennt auch die Geschichte des Volkes Gottes ein Auf und Ab, Zeiten der Blüte und Zeiten der Verflachung. Schon früh hatte Gott Propheten geschickt, um sein Volk aufzurütteln und zu einem neuen Hören auf sein Wort zu bewegen.
Ähnlich wie Johannes knüpft auch Jesus am Beginn seines Wirkens bei den Anfängen Israels an. Durch die vierzig Tage seines Ringens in der Wüste erinnert er an die vierzig Jahre des Wüstenzuges der Israeliten. Auch das war eine Zeit karger Nahrung und mannigfacher Prüfungen. Zugleich war es aber auch eine Zeit tiefer und großer Gotteserfahrungen, wie sie besonders Mose zuteil wurden. So stellt Jesus schon durch sein Fasten in der Wüste eine Beziehung zu Mose her. Das wird sich fortsetzen, wenn er bald darauf den Berg der Seligpreisungen besteigt und dort die berühmte Predigt hält, in der er sein neues Gesetz dem Gesetz des Mose gegenüberstellt (Mt 5-7). Schließlich erscheinen Mose und Elija Jesus auf dem Berg der Verklärung und sprechen mit ihm (Mt 17,1-8). Durch ihr Wirken haben sie das Kommen Jesu vorbereitet.
Drei Mal vierzig Jahre
Mit Mose begegnen wir freilich einer Gestalt, die uns Christen weniger vertraut ist. Er kann uns helfen, das Geheimnis der Vierzig tiefer zu verstehen.
Zunächst könnten wir ja einmal eine symbolische Erklärung dieser Zahl versuchen. Lesen wir sie als 4 ✕ 10. Zehn ist die Zahl der geordneten und vollständigen Reihe. So werden dem Volk Israel durch Mose Zehn Gebote gegeben, um das Verhalten gegenüber Gott und das Leben miteinander zu ordnen. Die Vier ist die Zahl Ganzheit in Raum und Zeit: Die vier Himmelrichtungen stehen zusammen für den ganzen Erdkreis, die vier Jahreszeiten für das ganze Jahr. Deuten wir die Vierzig also als 4 ✕ 10, so steht sie für die geordnete und abgeschlossene Ganzheit im irdischen Leben.
Es ist nun bemerkenswert, dass die Zahl Vierzig das Grundgerüst für das Leben des Mose bildet. Sein Lebensweg besteht aus drei Etappen, deren jede vierzig Jahre dauerte. Natürlich hat auch die Drei eine symbolische Bedeutung. „Aller guten Dinge sind drei“, sagen wir im Deutschen. Was drei Mal wiederholt worden ist, müsste sitzen. Der Dreischritt führt einen Prozess zur Vollendung. Doch schauen wir auf Mose. Als Knabe im Alter von drei Monaten wurde er von der Tochter des Pharao adoptiert und wuchs dann am Hof des Pharao auf. Doch wie lange dauerte diese Zeit? Wir können Klarheit gewinnen, wenn wir vom Lebensende des Mose aus zurückrechnen. Mose starb am Ende der Wüstenwanderung des Volkes Israel, nachdem er vom Berg Nebo aus das Gelobte Land gesehen hatte. Er war damals 120 Jahre alt (Dtn 34,7). Der Marsch der Israeliten durch die Wüste Sinai hatte 40 Jahre gedauert. Mose war also 80 Jahre alt gewesen, als Gott ihm am brennenden Dornbusch erschien und ihm den Auftrag gab, das Volk aus Ägypten herauszuführen (Ex 3). Zuvor hatte er auf der Sinaihalbinsel bei den Midianitern gelebt (Ex 2,15-22). Das Buch Exodus spricht nur von „vielen Jahren“ (Ex 2,23), doch nach der jüdischen Tradition, die im Neuen Testament bezeugt ist, dauerte auch diese Periode vierzig Jahre (Apg 7,30). Daraus folgt, dass Mose vierzig Jahre alt war, als er vom Hof des Pharao floh (Ex 2,11-15). Sein Leben entwickelte sich so in drei ganz unterschiedlichen Perioden. Er lebte vierzig Jahre am Hof des Pharao, empfing die reiche Bildung der Ägypter, betätigte sich aktiv inmitten der Welt. Dann floh er in die Einsamkeit der Steppe und lebte als Schafhirt. Die jüdisch-christliche Tradition sieht das Leben, das Mose da führte, als eine Zeit der Meditation, des Weges nach innen. An ihrem Ende steht die erste Gotteserscheinung. Sie leitet zugleich die letzte Etappe im Leben des Mose ein, bei der er ganz im Dienst an seinem Volk steht. So betrachtet stehen die drei großen Lebensabschnitte des Mose für drei Dimension, die sich in das Leben eines jeden Menschen einzeichnen: die Beheimatung in der Welt, Ausbildung und Beruf (der Hof des Pharao); der Rückzug aus der Welt, Meditation, Entwicklung der Beziehung zu Gott (bei den Midianitern); schließlich der Einsatz für die anderen, der Dienst an den Menschen im Auftrag Gottes (Wüstenwanderung). Gewiss sind diese drei Dimensionen in der Regel nicht so klar in Etappen gegliedert wie bei Mose. Zumeist durchdringen sie sich und stehen nebeneinander. Und doch kann uns das modellhafte Leben des Mose bewusst machen, dass es auch bei uns diese unterschiedlichen Dimensionen gibt, deren jede ihr Recht hat und ihren Platz braucht. Die Zahl Vierzig in der Fastenzeit stellt uns so vor die Frage, was denn jetzt dran ist, was vielleicht jetzt besondere Aufmerksamkeit braucht. Von Mose wird uns zum Zeitpunkt seines Todes gesagt: „Sein Auge war noch nicht getrübt, seine Frische war noch nicht geschwunden“ (Dtn 34,7). Damit gibt uns die Schrift zu verstehen, dass dieses Leben im Ganzen den rechten Weg gegangen ist und nie die Verbindung mit der göttlichen Quelle allen Lebens verloren hat. Ein Ziel, das auch wir uns setzen sollten.
Drei unterschiedliche Gotteserfahrungen
Über diese großen Linien hinaus finden sich im Leben des Mose noch viele Einzelheiten, die von bleibender Bedeutung sind. Hier beschränke ich mich darauf, wenigstens noch knapp das Wachstum der Gotteserkenntnis hervorzuheben, das Mose geschenkt wurde. Im Buch Exodus ragen drei Theophanien hervor, in denen sich Gott jeweils in anderer Weise zeigt.
Am Anfang steht die Erscheinung am brennenden Dornbusch. Bei seiner Tätigkeit als Hirte stößt Mose eines Tages auf einen Dornbusch, aus dem eine Flamme emporschlug. Der „Dornbusch brannte und verbrannte doch nicht“ (Ex 3,2). Schon dieses äußere Geschehen ist zeichenhaft. Mehrfach in der Heiligen Schrift wird Gott ein „verzehrendes Feuer“ genannt. Das deutet auf Gottes Energie, in der er schafft und hervorbringt, aber auch das Widergöttliche verzehrt. Feuer bedeutet zugleich Licht. „Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm“, schreibt später der Evangelist Johannes (1 Joh 1,5). Auffällig ist sodann, dass der Dornbusch nicht verbrennt und das Feuer nicht erlischt. Das gibt uns zu verstehen, dass Gottes Sein unvergänglich ist, Gott ist ewig.
Was sich so bereits im Bild zeigt, erfährt noch eine Deutung durch das Wort. Mose fragt Gott nach seinem Namen. Damit verbindet er die Erwartung, dass dieser Name Aufschluss gibt über Gottes Wesen. Doch die Antwort, die er erhält, ist geheimnisvoll: „‘ehjeh ‘ascher ‘ehjeh“ (Ex 3,14). Ist das eher eine Verweigerung der Antwort: „Ich werde sein, der ich sein werde“ (Luther) oder „Ich bin der ich bin“ (Elberfelder Bibel)? So verstanden entzieht sich Gott einer klaren Umschreibung seines Wesens und verweist auf die Erfahrungen, die Mose noch mit ihm machen wird. Anders die Einheitsübersetzung, die liest: „Ich bin da“. Danach würde Gott hier seine bleibende Nähe zusagen. Noch einmal einen anderen Weg geht die griechische Bibel, in der Gott antwortet: „Ich bin der Seiende.“ Wie schon das nicht erlöschende Feuer anzeigt, ist Gott der Seiende schlechthin, der nicht entsteht und nicht vergeht. Er besteht aus eigener Kraft und ist von nichts anderem abhängig. Wir Menschen haben nur ein Sein, wir sind Geschöpfe. Gott aber ist das Sein selbst, unverlierbar und unvergänglich. So leuchtet Mose bei dieser Erscheinung am brennenden Dornbusch doch etwas vom Wesen Gottes auf.
Erscheint Gott bei seiner ersten Offenbarung als Licht, so ist bei der zweiten herausragenden Erscheinung, jener am Berg Sinai, das Gegenteil der Fall: Gott erscheint im Dunkel. Schon vor Beginn kündigt er Mose an: „Ich werde zu dir in einer dichten Wolke kommen“ (Ex 19,9). Begleitet von gewaltigen Naturerscheinungen steigt Gott auf den Berg Sinai herab, Mose aber geht in das Dunkel hinein (Ex 20,21). Wie zuvor in der Flamme, die aus dem Feuer emporschlägt, so liegt auch in diesem Dunkel eine Aussage: Es weist darauf hin, dass Gott Geheimnis ist und bleibt. Nach der ersten Gotteserscheinung könnten wir ja meinen, dass wir Gott erkannt und begriffen haben: Gott ist Licht, er ist die Fülle des Seins. Hier bedeutet die zweite Gotteserscheinung eine entscheidende Korrektur. Sie macht deutlich, dass wir mit der bisherigen Erkenntnis keineswegs das Ganze des göttlichen Wesens erfasst haben. Gegenüber allem, was wir von ihm erkennen, ist und bleibt Gott der je Größere. Das aber auch zu erkennen ist ein neuer und wesentlicher Schritt auf dem Weg unserer Gotteserkenntnis, der über die Erfahrung vom brennenden Dornbusch hinausführt. Der Kirchenvater Gregor von Nyssa schreibt: „Je mehr der Geist voranschreitet und durch immer größere und vollkommenere Aufmerksamkeit zur Erkenntnis des Seienden gelangt, um so mehr sieht er, dass die göttliche Natur unsichtbar ist. … Denn darin liegt die eigentliche Erkenntnis des Gesuchten, darin das Sehen im Nicht-Sehen, dass das Gesuchte alle Erkenntnis übersteigt, wie durch Finsternis durch seine Unbegreiflichkeit auf allen Seiten abgeschlossen“.
Dem Dunkel als dem äußeren Zeichen tritt auch am Sinai ein deutendes Wort zur Seite. Der Unbegreiflichkeit Gottes entspricht das Verbot jeder bildlichen Darstellung: „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde“ (Ex 20,4). Bezieht sich dieses Gebot zunächst nur auf materielle Gottesbilder, so hat es doch auch Bedeutung für die Vorstellungen, die wir uns von Gott machen. Auch sie können nicht mehr sein als entfernte Annäherungen. „Niemand hat Gott je gesehen.“, sagt uns der Evangelist Johannes (Joh 1,14).
Da scheint sich uns nun eine unübersteigbare Grenze aufzutun. Doch das Verlangen des Mose, Gott näher zu kommen, ist unstillbar. Und so richtet er, dem schon so große Theophanien zuteil geworden sind, an Gott erneut die Bitte: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!“ (Ex 33, 18). Auch das Begreifen der Unbegreiflichkeit Gottes ist noch nicht der letzte Punkt auf unserem Weg. Zwar kann Gott dem Mose diese Bitte nicht erfüllen. Denn er muss ihm sagen: „Kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben“ (Ex 33,20). Aber es gibt doch eine Möglichkeit, auf diese Bitte einzugehen. Gott fordert Mose auf: „Hier, diese Stelle da! Stell dich an diesen Felsen! Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle ich dich in den Felsspalt und halte meine Hand über dich, bis ich vorüber bin. Dann ziehe ich meine Hand zurück, und du wirst meinen Rücken sehen. Mein Angesicht aber kann niemand sehen“ (Ex 33, 19.21-23). Das ist der Weg, der über das Bisherige noch hinausführt: den Rücken Gottes Sehen, und das heißt Gott Nachfolgen. Gregor von Nyssa sagt: „SEIN Vorübergehen bedeutet dem Folgenden, daß ER führt“. Und der Evangelist Johannes schreibt: „Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet“ (1 Joh 4,12). – Mögen die diesjährigen Heiligen vierzig Tage uns Gelegenheit geben, den Spuren des Mose und Jesu zu folgen und Anteil zu erlangen an ihrer Gotteserfahrung.

P. Augustinus, Spiritual

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Aus unserer C H R O N I K :

Von 17. bis 21. November nahmen Sr. Veronika und Sr. Magdalena an der vorletzten Einheit des Choralkurses in St. Ottilien teil. Besonders beeindruckend erlebten sie diesmal – neben dem ausgezeichneten Referententeam Prof. J.B. Göschl, A. Schweitzer und Stimmbildnerin Fr. Mommaas – die liturgiegeschichtlichen Beiträge von Dr. L.O. Lumma.
M. Bernarda und Sr. Andrea folgten am 25.11. der Einladung zur Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau. Die meisten der 18 in der Diözese vertretenen Gemeinschaften hatten Oberin und / oder Delegierte entsandt, und es kam zu einem regen Austausch. Das Hauptinteresse galt dabei diesmal organisatorischen Anpassungs- bzw. Veränderungsprozessen und geistlichen Wegmarken wie dem „Eucharistischen Kongress“ bei den Anbetungsbenediktinerinnen in Neustift.
Am Vorabend des 1. Advent gab uns M. Bernarda einen Satz aus der Offenbarung des Hl. Johannes mit auf den Weg ins neue Kirchenjahr: „Ich habe vor dir eine Tür geöffnet“ (Offb 3,8a). Diese positive Aussage ist für uns Ermutigung und Einladung zugleich. Schon in den adventlichen Betrachtungen, die verschiedene Schwestern frei gestalteten, wurde sie wieder aufgegriffen und weiter vertieft.
Ehepaar Geier aus Wiesensteig – beide gehören unserem Oblatenkreis an – kam trotz winterlicher Straßenverhältnisse am 30.11. zu uns. Auf dem PKW-Anhänger führten sie eine elektronische Ahlborn-Orgel, Typ ‘Sonata‘ mit sich, die in ihrer Pfarrgemeinde nicht mehr gebraucht wird. So steht jetzt nicht nur in der Unterkirche, sondern obendrein in einem Raum in der Nähe ein Übungsinstrument zur Verfügung. Unseren hilfsbereiten Oblaten auch auf diesem Wege noch einmal ein ganz herzliches Vergelt’s Gott!
Unsere Mitarbeiterinnen folgten am Samstag, 4. Dezember, der Einladung zu einer Adventsmeditation, gehalten von M. Bernarda und Sr. Andrea, beteten anschließend mit uns die Mittagshore und aßen dann auch noch gemeinsam mit uns in den Gäste-Speisezimmern an der Pforte. Wir bedankten uns auf diese Weise für die treue Unterstützung – und nahmen einander anders wahr, als im sonst üblichen „Alltagsgeschäft“.
Am 2. Adventssonntag gaben die Regensburger Domspatzen unter Leitung von Roland Büchner ein Weihnachtskonzert im Passauer St. Stephansdom. Bischof Wilhelm hatte uns dazu zwei Freikarten geschenkt, und M. Bernarda und Sr. Magdalena freuten sich über die Gelegenheit, den weltbekannten Chor live zu erleben.
Sr. Lioba konnte sich in diesen Tagen über mangelnde Arbeit in der Steppdeckennäherei nicht beklagen. Ein sehr wohlwollender zweiseitiger Artikel in der Zeitschrift „Tina“ hatte sie und den Betrieb unter der Überschrift „Frau Holle wohnt in Tettenweis“ vorgestellt und bei den Leserinnen und Lesern viel Interesse geweckt.
M. Bernarda gratulierten wir zum Jahrestag ihrer Weihe (13.12.) am 3. Adventssonntag. Ausgehend vom Jahresmotto ‘Ich habe vor dir eine Tür geöffnet‘ standen im Mittelpunkt der Feierstunde eine ganze Serie von Aufnahmen von Türen in unserem Haus. Zu einigen davon trugen acht Schwestern ihre Gedanken und Assoziationen vor. Der intensive Blick auf so viele schöne Türen in unserem Kloster und die Fülle von verschiedensten, teilweise sehr persönlichen Eindrücken dazu, bereicherte uns alle.
Schon Mitte des Jahres musste Sr. Edelburga den Musikunterricht für Kinder aus Tettenweis und Umgebung einstellen. Ihre angegriffene Gesundheit lässt das einfach nicht mehr zu. Ihre Kraft konzentriert sie jetzt ganz auf das Orgelspiel in unseren Gottesdiensten und Gebetszeiten. Am 21.2. vollendete sie ihr 70. Lebensjahr.
Am 16.12. beschenkte uns die Harfenistin Laima Bach (gebürtig aus Vilnius, Litauen), die ja im September beim Bischofsbesuch zum ersten mal bei uns war, mit einem kleinen Konzert, „nur für die Schwestern“! Dazu hatte sie Händels B-Dur Konzert für Harfe solo mitgebracht. Dabei entpuppte sich die Unterkirche atmosphärisch und akustisch als idealer Raum für das kostbare Instrument und seine meisterliche Spielerin! Anschließend an diesen Hörgenuß kamen wir auch noch zu einem optischen Erlebnis eigener Art: Frau Bachs Vater, Herr Vytautas Svarlys, Glaskünster in Litauen, hatte Fotografien von seinen Arbeiten in verschiedenen Kirchen des Landes mitgebracht.
Frater Quirin aus der Abtei Niederaltaich verbrachte die letzte Adventswoche bei uns. Pater Augustinus begleitete seinen jungen Mitbruder durch Tage stiller Einzelexerzitien vor der Ablegung der Feierlichen Profess. Möge der Segen des göttlichen Kindes den Weg der Nachfolge überstrahlen.
Den Weihnachtsfestkreis feierten wir mit seiner so reichen Liturgie in gewohnter Weise. Dabei erschien uns der vergleichsweise kleine Raum der Unterkirche nicht als Beeinträchtigung. Von uns 17 Schwestern leben derzeit drei auf der Krankenstation. Von ihnen kann nur noch Sr. Bonifatia regelmäßig zur Hl. Messe kommen.
Mit Beginn der Zeit im Jahreskreis führten wir – auf Anregung von Pater Augustinus – eine Neuerung ein: Anstelle der für die Wochentage vorgesehenen Lesung, die oft sehr im Hinblick auf das Evangelium ausgewählt ist und ein biblisches Buch nur teilweise zum Vortrag kommen lässt, haben wir mit Bahnlesungen begonnen. Vom Fest der Taufe des Herrn bis Aschermittwoch können wir den Brief an die Kolosser und den Brief an die Epheser vollständig, in Abschnitten von gewohnter Länge hören. Dies hat den Vorzug, dass man von einem biblischen Buch einen Gesamteindruck gewinnt, und sich nicht selten unverhofft innere Verweise auf das Evangelium des Tages ergeben!
Im Rahmen der Vortragsreihe „Forum Theologie für alle“, organisiert von Prof. Dr. H. Stinglhammer, wurden in Passau fünf Vorlesungen über „Wege für eine Kirche der Zukunft“ angeboten, die Pater Augustinus und teilweise auch Sr. Teresa und Sr. Veronika besuchen konnten. Besonders beeindruckend war der letzte Vortrag "Die Wegweisung des II. Vatikanischen Konzils - Kriterien für die Rezeption und die Realisierung des Konzils" von Prof. em. DDr. Peter Hünermann, Tübingen, am 12. Januar 2011.
Wie üblich fand Ende Januar (27. – 29.1.) die jährliche gemeinsame Vorstandssitzung von AGÖ und AGCEP statt. Die für die wirtschaftlichen Belange ihrer Gemeinschaften verantwortlichen Schwestern, Brüder und Patres waren diesmal zu Gast im Mutterhaus der Immaculataschwestern in Kloster Brandenburg (Dietenheim b. Illertissen). Sr. Teresa als Leiterin der Cell-AG nahm an den Sitzungen teil. Sie dienten einem Rückblick auf die Jahrestagungen der AGs im vergangenen September bzw. Oktober, waren für die Gewinnung von Themen und Referenten für dieses Jahr hilfreich und galten der Abstimmung gemeinsamer Anliegen gegenüber der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) in Bonn.
Da beide AGs im vergangenen Jahr ihre Vorstände neu gewählt haben, ist die jetzige Besetzung für deutsche Orden geradezu untypisch jung. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Zusammenarbeit aus, sondern lässt auch hoffen im Hinblick auf die vielen Schwierigkeiten, die in den kommenden Jahren von unseren Gemeinschaften noch zu bewältigen sein werden.
Am Abend des 4. Februar nach der Vigil fand Sr. Bonaventura auf der Krankenstation Sr. Bonifatia in ihrer Zelle auf dem Boden liegend und um Hilfe rufend vor. Blutdruck und Puls waren weit über den Normalwerten. Und auch wegen der Schmerzen, über die unsere 91jährige Mitschwestern klagte, entschlossen sich die Krankenschwestern, sie zur Abklärung ins Krankenhaus einweisen zu lassen. Dort wurde festgestellt, dass sie sich zwar nichts gebrochen hat, wahrscheinlich aber einen Schlaganfall erlitt. So wird sie sicher bald zur Pflege nach Hause entlassen.

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
„Lass mich doch deine Herrlichkeit schauen!“ steht im Beitrag von Pater Augustinus. Nach einem Wort des hl. Bernhard v. Clairvaux ist die Sehnsucht das Maß des Empfangens. „Die Sehnsucht ist der Anteil, der uns Gott ähnlich macht“ (Erich Purk.) Immer wieder begegnen wir in der Bibel diesem Wunsch, Gott zu sehen. Im Johannes-Evangelium sagt Philippus zu Jesus: „Zeig uns den Vater und es genügt uns“ (Joh 14,8). Jesus antwortet ihm: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“
Viele Menschen beginnen die Fastenzeit mit Vorsätzen verschiedener Art, bei den meisten sind sie auf die Gesundheit beschränkt. Wir fragen uns: Worauf kommt es an, was ist wesentlich, was will Gott von mir? Und was erbitte ich von Gott in dieser heiligen Zeit der Vorbereitung auf Ostern? Lebt die Sehnsucht in mir, seine Herrlichkeit zu sehen?
Ein Satz der Theologin Helga Rusche möge Sie begleiten: „Ich suchte meinen Weg zu dir, da gingst du deinen Weg zu mir und gabst ihn mir als Weg zu dir.“
Im Namen aller Schwestern wünsche ich Ihnen eine gesegnete Fastenzeit. Nehmen wir alles, was uns, was unsere Kirche, was die ganze Welt in diesen Wochen so sehr belastet mit hinein in unser Beten und Suchen. Verbunden mit einem herzlichen Vergelt`s Gott für Ihr Beten und Ihre Spenden grüße ich Sie



Ihre dankbare

M. Bernarda Schmidt OSB

Äbtissin