St. Gertrudisbote

58. Jahrgang - Dezember 2003



Einführung zur Eucharistiefeier am 15. September
von P. Augustinus Weber OSB
anläßlich der Goldenen Profeß
von Sr. Wendelina Zscheile

Im Anschluß an das gestrige Fest Kreuzerhöhung begehen wir heute den Gedenktag der Schmerzen Mariens. Steht das Kreuz für das Leiden Jesu, so der heutige Gedenktag für das Mit-Leiden seiner Mutter. Die Präfation der heutigen Liturgie sagt dazu: "Als Maria unter dem Kreuze stand, erfüllte sich das Wort des greisen Simeon: ein Schwert durchdrang ihre Seele beim Leiden und Sterben ihres Sohnes. Du aber hast ihren Schmerz in Freude gewandelt und sie mit Christus in deine Herrlichkeit erhoben." In dieser Teilnahme am Ostergeheimnis ist Maria zugleich Modell des Christseins überhaupt. Auch in unser Leben zeichnet sich das Kreuz ein, das zugleich der Weg ist zur Auferstehung. Und so passt es gut, wenn wir heute auch die Goldene Profeß von Sr. Wendelina begehen. War doch auch ihre Profess vor allem ein neues Ja zum Pascha-Geheimnis Jesu, in das wir schon durch die Taufe eingegliedert sind.
Wenn ich auf Sr. Wendelina schaue, dann kommen mir Worte Jesu in den Sinn, wie wir sie am kommenden Sonntag hören. In der parallelen Fassung von Matthäus lautet die Stelle (Mt 18,1-4):
"In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte."
Ich habe den Eindruck, daß oft gerade alte Leute wieder fähig werden, so klein zu sein wie ein Kind. Das Komplizierte und manchmal etwas Humorlose des vollen Erwachsenseins fällt von ihnen ab, das Leben konzentriert sich auf einige einfache und klare Linien.
Wer bei Sr. Wendelina anklopft, der wird von ihr mit solcher Altersweisheit beschenkt, die von Herzen kommt. "Miteinander und füreinander" hört er da zum Beispiel. Andere schreiben ganze Bücher, ja Bibliotheken voll über die Frage, wie man dem allzu häufigen Gegeneinander der Menschen abhelfen könne. Sr. Wendelina bringt es auf den Punkt mit jener Einfachheit und Klarheit, die Jesus vor allem an den Kindern entdeckte. "Miteinander und füreinander", das läßt eigentlich keine Fragen mehr offen, man muß es nur noch in die Tat umsetzen.
"Weil man zufrieden ist" heißt es dann in unserem Gespräch weiter. Zufrieden sein mit dem, was man hat, zufrieden sein mit dem, was man ist, zufrieden sein mit dem, was Gott gefügt hat - so einfach ist das. Viele Menschen meinen, sie würden zufrieden sein, wenn sie dieses oder jenes erreicht haben. Doch meist stellt sich diese Erwartung als Täuschung heraus, und so richten sie ihre Hoffnung auf ein neues Ziel, dem sie nun nachjagen. So jagen und jagen sie, und sie sind doch nie zufrieden. Dabei käme es nur darauf an, Ja zu sagen, einverstanden zu sein mit dem, was Gott gefügt hat. "Weil man zufrieden ist", sagt Sr. Wendelina, ja, und dann kann man auch zufrieden sein.
Beim Abschied sagt Sr. Wendelina zu mir: "Geben kann ich nichts, aber beten kann ich!" Und sie fügt dann hinzu: "Beim Abendgebet, da denke ich an Sie!" Ja, es geht wirklich nicht darum, daß wir einander immer etwas in die Hände drücken. Wohl aber ist es wichtig, daß wir einander in Liebe verbunden sind, und das zeigt sich gerade auch im Gebet, in dem wir einander dem empfehlen, der alles in seinen Händen hält. Wenn, wie Jesus sagt, gerade die Kleinen im Himmelreich die Größten sind, dann dürfen wir gerade auch auf das Gebet dieser Kleinen zählen! Umgekehrt brauchen aber auch diese Kleinen unsere Hilfe und Gebet. Denn so will es Gott, daß seine Gaben durch unsere Hände gehen und durch uns ihr Ziel erreichen! So wollen wir denn jetzt "miteinander und füreinander" diese Messe feiern und Sr. Wendelina das geben, was wir ihr geben können: unser Gebet!

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Aus unserer H A U S C H R O N I K

Den Namenstag unserer Mutter Bernarda feierten wir an zwei Tagen: am Sonntag, 17. August gestalteten wir eine Festrekreation, die wegen der anhaltenden Sommerhitze etwas kürzer als sonst üblich ausfiel. Im Namen aller Schwestern gratulierte Priorin Sr. Andrea mit Gedanken über den hl. Bernhard von Clairvaux und sein Verhältnis zur Heiligen Schrift: "Bernhard sagte einmal von sich, er verstehe die Hl. Schrift am besten mit ihren eigenen Worten. Und was ihm bei der Lesung der Hl. Schrift an göttlicher Wahrheit und Kraft aufleuchtete, schmecke ihm besser als die abgeleiteten Rinnsale der Erklärung. So trank er einfach aus dieser Quelle! Bernhard gibt den Hinweis, dass die Schriftlesung unter allen anderen geistlichen Übungen an erster Stelle stehen soll. Und er meint: Wie du dich für Gott bereitest, so wird er auch dir begegnen. Für jemanden, der Zeit für ihn hat, wird er auch Zeit haben, und zu einem Aufmerksamen wird er auch aufmerksam sein und zu einem Besorgten sich auch besorgt zeigen. Jeden Abt und jede Äbtissin erachtete er als Ausspender der Geheimnisse Gottes (vgl. 1 Kor 4,1)." Vom hl. Bernhard spannte Sr. Andrea dann einen Bogen hin zum neuen Abt von St. Bonifaz / München Dr. Johannes Claudius Eckert OSB. Dieser gibt in seiner Dissertation Dienen statt Herrschen zu bedenken, dass es weder den idealen BMW-Arbeiter noch den Muster-Mönch / die Muster-Nonne gibt. Bei allen menschlichen Unzulänglichkeiten ist das Ringen umso höher zu bewerten: BMW mit der Zielsetzung wirtschaftlichen Erfolgs, die Klöster mit der Vision: "Damit in allem Gott verherrlicht werde." Sr. Andrea schloss mit dem Wunsch für Mutter Bernarda sowie für die ganze klösterliche Gemeinschaft, dass das "Hören auf die Stimme des Geistes in der Schrift und die Ehre Gottes Richtschnur unserer Gottsuche und unseres Miteinanders sein mögen." Unsere Sängerinnen und Instrumentalistinnen erzählten, sangen, spielten und tanzten die Geschichte vom Betenden Gaukler, der ins Kloster von Clairvaux eintritt und - da er sich nicht wie die anderen Mönche aufs Beten und Singen versteht - Gott mit seinem Tanz lobt.
Am Nachmittag des 23. August trafen wir uns im Innenhof des Klosters zum Sommerfest: der fröhlichen Runde gesellten sich zehn Oblatinnen / Oblaten (Einkehrtage vom 22. - 24.08.) und unsere Gäste zu. Mit Spielen und guter Bewirtung verging die Zeit sehr schnell. Wie es schon seit einigen Jahren Tradition ist, beschlossen wir den Nachmittag mit dem Gesang der Vesper und beteten heuer auch Komplet und Vigil im Freien, da die Temperaturen dort wesentlich angenehmer waren als in unserer Kirche.
Hohen Besuch erhielten wir am 18. August: Kardinal Friedrich Wetter, seine Schwester Sr. M. Immolata IBMV und Sr. Adelberga wollten unsere Abtei kennenlernen. Sie waren unsere Gäste zum Mittagstisch, "besichtigten" anschließend mit Mutter Bernarda unser Kloster und fanden noch Zeit zu einer Begegnung mit dem Konvent. Mit Sitzungen gefüllt waren die Tage mit Bruder Stephan Veith OSB/Münsterschwarzach, der vom 18. - 21. August vor allem mit einer Gruppe von 12 Schwestern intensiv arbeitete: diese Gruppe wird sich auch weiterhin in regelmäßigen Abständen treffen, um Fragen unseres Gemeinschaftslebens aufzugreifen und zu erörtern. In einer gemeinsamen Rekreation erzählte uns Bruder Stephan von seiner Abtei und insbesondere von seiner Tätigkeit als Missionsprokurator, die ihm zu Beginn dieses Jahres übertragen worden war.
Am 19. August mußten Sr. Martha Wilhelm und Sr. Eleonore Schalast das Krankenhaus aufsuchen: beide konnten am 29.08. zu uns zurückkehren. Für Sr. Martha schloß sich vom 28.08. - 23.09. ein weiterer Klinikaufenthalt an.
Am 25. August begann die "Kurze Rast" mit 8 Teilnehmern, die Mutter Bernarda, Sr. Veronika und P. Augustinus mit Vorträgen begleiteten.
Nach den ereignisreichen Wochen des August, in denen auch unser Gästehaus stets gut belegt war, wurde es im September etwas ruhiger: Zunächst ging P. Augustinus in Urlaub, und wir danken Herrn Pfr. Friedsam von Tettenweis, Herrn Pfr. Limbrunner (jetzt Regens des Priesterseminars in Passau) und Urlaubspfarrer Herrn Meyer aus Regensburg für ihre Bereitschaft zur Vertretung.
Im nahen Kloster der Anbetungsbenediktinerinnen in Neustift fand vom 8. - 13. September die Noviziatswerkwoche unserer Föderation statt, zu der Sr. Christiana Reemts OSB, Priorin der Abtei Mariendonk, als Referentin eingeladen war. Zwar nahm von uns niemand an der Werkwoche teil, doch konnten wir am 7. September bei uns eine Begegnung mit Sr. Christiana arrangieren, die für uns alle sehr bereichernd und anregend war: Sr. Christiana erzählte uns nicht nur von ihrer Gemeinschaft, sondern auch von ihrem persönlichen Weg und ihrer wissenschaftlichen Arbeit an den Kirchenvätern.
Am 15. August dankten wir mit unserer 88-jährigen Sr. Wendelina Zscheile Gott für 50 Profeßjahre. Die kleine Schwester lebt sehr zufrieden auf unserer Krankenstation und ist im Chor eine eifrige Beterin. Betritt man ihre Zelle oder begrüßt sie durch Blickkontakt im Chor, wird man meistens von ihr gesegnet und erhält immer ein freundliches Lächeln.
Während eines Krankenhausaufenthalts vom 15.09. - 10.10. mußte sich unsere Sr. Gertrud Eber einer Darmoperation unterziehen, die sie - Gott sei Dank - gut überstand.
In ihrer geistlichen Konferenz am 19. September befaßte sich Mutter Bernarda mit dem Kapitel 72 unserer Benediktusregel. Sie stellte an uns die Frage, was wir wollen, welches Ziel wir für unsere Gemeinschaft haben. Suchen wir, was der anderen nützt - in materieller und geistiger Hinsicht?
Am "Treffen junger Ordensleute" unserer Diözese im Kloster Neustift beteiligte sich Sr. Magdalena am 20. September.
Mutter Bernarda folgte am 2. Oktober, dem Schutzengelfest, der Einladung zur Teilnahme an der Abtsweihe von Abt Dr. Johannes Eckert OSB in der Abtei St. Bonifaz / München. Bereits am 21. Oktober machte der Neugeweihte auf der Durchreise einen überraschenden "Antrittsbesuch" bei uns! Er verabschiedete sich mit dem Versprechen, im nächsten Jahr einmal zur gemeinsamen Eucharistiefeier zu uns zu kommen.
Zu einem Studientag für Ordensleute mit dem Thema "Geistliche Begleitung" fuhren Sr. M. Veronika und Sr. Franziska am 4. Oktober nach Fürstenzell. Referent P. Willi Lambert SJ verstand es, zahlreiche wertvolle Anregungen aus seiner eigenen reichen Erfahrung weiterzugeben und die Teilnehmer durch Zweiergespräche und Gruppenarbeit in die Diskussion einzubeziehen.
Anlaß zum Dank hatte unsere Oblatin Frau Gertrude Straka aus Graz am 5. Oktober: sie war eigens angereist, um mit uns zusammen ihren 80. Geburtstag zu feiern.
In der Frühe des 10. Oktober erlebte Sr. Teresa eine böse Überraschung, als sie die Pforte öffnen wollte: in der Nacht waren Diebe eingebrochen, hatten die Pfortenräume durchsucht und einiges an Bargeld, sowie einen Computer gestohlen. Sr. Teresa verständigte sofort die Polizei, die ihre Ermittlungen aufnahm. Wir sind erschrocken über diese Tat, zugleich wurde uns sehr deutlich bewußt, in welcher Zeit wir leben und daß Kriminelle auch vor einem Kloster nicht Halt machen. Wir haben aus dem Einbruch unsere Konsequenzen gezogen, freilich in dem Wissen und tiefen Vertrauen, daß allein Gott uns und unser Haus schützen und behüten kann. Für die Diebe beten wir, daß sie ihr böses Tun einsehen und sich einer Umkehr öffnen.
Am Abend dieses denkwürdigen Tages begann das Wochenende "Auf der Suche nach Gott - Tage der Stille", an dem 6 Personen teilnahmen. Unter Begleitung von Sr. Franziska und Frau Gertraud Koslik (meditativer Tanz) erschlossen sie Psalm 4 als Hilfe für ihr persönliches Leben und ihren Glauben.
Den 54. Jahrtag der Weihe unserer Abteikirche am 15. Oktober feierten wir im Gottesdienst mit Urlaubsgast Herrn Dekan Weth aus Nordheim / Rhön. P. Augustinus und Mutter Bernarda waren an diesem Tag zur Mitfeier der Firmung in die Tettenweiser Pfarrkirche eingeladen, die Bischof Wilhelm Schraml spendete. Die Tettenweiser empfingen ihren Bischof mit großer Herzlichkeit und gestalteten die Feier würdig mit Kirchen- und Jugendchor.
Des 25. Jahrestages der Weihe von Papst Johannes Paul II. am 16. Oktober gedachte P. Augustinus in einer Statio zum Konventamt. Er würdigte unseren Papst als einen herausragenden Christen, der während seines Pontifikats Kirche und Weltgeschichte maßgeblich mitgeprägt hat.
Der 104. Gründungstag unseres Klosters am 19. Oktober fiel dieses Jahr auf einen Sonntag, an dem zugleich Mutter Teresa von Kalkutta zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Die Seligsprechungsfeier in Rom konnten wir teilweise am Fernseher miterleben.
Im September-Boten berichteten wir, daß wir dabei sind, unser "Schloß" einer gründlichen Außenrenovierung zu unterziehen. Diese ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch nähert sie sich allmählich der Vollendung, wobei sich vor allem Sr. Katharina und Mitarbeiter Herr Fuchs große Verdienste erworben haben. Ihnen und allen an dieser "Baustelle" Beschäftigten ein ganz herzliches "Vergelt's Gott"!
Unserem außerordentlichen Beichtvater P. Fritz Arnold SM / Fürstenzell gratulieren wir zu seiner Wahl in die Leitung seiner Ordensprovinz: er wird zum 1. März 2004 als Provinzial von Fürstenzell nach Passau wechseln.
Für 20 Frauen des Frauenbundes Lalling gestalteten Sr. M. Veronika und Sr. Teresa am 25. Oktober einen Einkehrtag.
In einer Bußfeier am Vortag von Allerheiligen nannte Mutter Bernarda Allerheiligen "ein Fest, das uns alle angeht. Alle sind zur Heiligkeit berufen. Für Benedikt ist Heiligkeit Sehnsucht nach dem wahren und ewigen Leben. Jede von uns hat diesen Ruf vernommen. In der Schule des Herrendienstes versuchen wir täglich, diesen Weg zu gehen. Täglich muß ich mich entscheiden: was will ich, wohin will ich? Ich kann nicht alle Wege gehen... Gehe ich zurück, wenn ich den rechten oder richtigen Weg verlassen habe? Oder bin ich bereit, das Unvorhergesehene, das Unvorhersehbare anzunehmen und im Vertrauen auf Jesus den Weg weiterzugehen? Wichtig ist nur: ‚An welchen Ort du auch kommst, vergleiche dich nicht mit anderen, und du wirst Ruhe finden.' Dann sind wir angekommen und wohnen wie Benedikt bei uns selbst, wir halten es mit uns aus und auch mit den anderen, wir haben den Frieden gefunden. Allerheiligen - heilig werden - heil werden, das ist unser Ziel unter der Führung des Evangeliums und in der Schule des hl. Benedikt."
An Allerheiligen und Allerseelen gedachten wir all unserer lieben Verstorbenen und zogen nach dem Requiem am 2. November zur Gräbersegnung auf unseren Friedhof. Zwei uns nahestehende Menschen wurden von Gott heimgerufen: am 16. August unsere Oblatin Frau Walburga Schels aus Treuchtlingen, am 2. Oktober Herr Kajetan Sulzauer, ein Bruder unserer Sr. Irmunda. Mögen alle, die uns in die Ewigkeit vorausgegangen sind, nun schauen, was sie erhofft und geglaubt haben!
Leider wurde für unsere Sr. Edelburga Auer zu weiteren Untersuchungen ein Klinikaufenthalt in München notwendig, den sie am 4. November antrat.

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V o r t r ä g e - G e i s t l i c h e s G e s p r ä c h:

P. Augustinus hielt uns eine Reihe von Konferenzen, in denen er das Verhältnis der Christen zu ihren "älteren Brüdern, den Juden" in Geschichte und Gegenwart beleuchtete. "Die Säkularisation 1803 - Ende einer 1000-jährigen Epoche" war Gegenstand einer weiteren Konferenz.
Neben dem Schriftgespräch in den beiden Bibelgruppen mit P. Augustinus trafen wir uns regelmäßig im Konvent zum Geistlichen Gespräch: zur Zeit denken wir miteinander über die Stufen der Demut im 7. Kapitel der Benediktusregel nach.

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
"Ich habe vor dir eine Tür geöffnet" (Offb 3,8) - Dieses Wort aus der Geheimen Offenbarung war unser Leitwort für dieses nun zu Ende gehende Jahr. Für eine große Anzahl unserer Mitglieder hat der Herr die Tür zu seinem Reich geöffnet, zu dem Leben in Fülle, das er uns verheißen hat. Auch uns wurden Türen geöffnet. Haben wir sie gesehen, und sind wir hindurchgegangen? Oft ist es doch so, daß wir keinen Ausweg mehr wissen, und daß dann unsere Augen gehalten sind, und wir nicht mehr sehen, daß auch für uns eine Tür offensteht. In einem Buch fand ich folgenden Satz von Dag Hammarskjöld: "Sag Ja zu deinem Platz und zu dir selbst. Anderer Weg hat Rastplätze in der Sonne, sich zu begegnen. Aber dieser Platz ist der deine, und es gilt jetzt, jetzt darfst du nicht versagen. Weine, wenn du kannst, weine, doch klage nicht. Dich wählte der Weg - und du sollst danken."
Dieses Wort möchte ich Ihnen mitgeben für die Zeit der Erwartung, die uns vorbereiten soll auf das Kommen des Herrn. Diese Kraft, Ja sagen zu können zu allem, was Ihnen auferlegt ist, wünsche ich Ihnen auch für das kommende Jahr. Es wird kein leichtes Jahr werden, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Wir Christen werden in dem ehemals christlichen Europa immer mehr zu einem Fremdkörper. Aber wir sollen nicht Fremdkörper sein, sondern Sauerteig aufgrund unserer Taufe und Firmung, und aus dieser Kraft heraus die Gott-losigkeit und die Gleich-gültigkeit durchdringen.
Am Ende dieses Jahres sage ich Ihnen allen ein aufrichtiges Vergelt's Gott für Ihre Verbundenheit, sei es durch Ihr Gebet oder durch Ihre Spenden.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen

Ihre dankbare

M. Bernarda Schmidt OSB

Äbtissin