St. Gertrudisbote

72. Jahrgang - März 2017


 

 

„Nun ist sie da, die rechte Zeit,
die Gottes Huld uns wieder schenkt,
nun ist er da, der Tag des Heils,
erfüllt von Christi hellem Licht.

Jetzt soll sich unser ganzes Herz
durch Fasten und Gebet erneun,
und durch Entsagung werde stark,
was müde ist und schwach und krank.“

(Hymnus zur österlichen Bußzeit)

 

 

Was ist Beten? Welche Antwort würden Sie einem Fragesteller geben? In der österlichen Bußzeit wird uns das Beten, als eines der drei klassischen Werke der Buße neben dem Fasten und dem Almosengeben (s. Bergpredigt, Mt 6), besonders empfohlen. Der obige Hymnus spricht davon, dass durch Gebet unser Herz erneuert wird.
Beten hat immer etwas damit zu tun, dass wir zu Gott in Beziehung treten. Als Christen glauben wir, dass ER eigentlich immer in Beziehung zu uns steht – „keinem von uns ist ER fern. Denn in IHM leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17, 27f). An Gottes Zuwendung mangelt es nicht. Die Abkehr geschieht auf unserer Seite. Da wohl niemand unter uns von sich behaupten kann, „meine Augen sind beständig auf den Herrn gerichtet“ (Ps 25,15), ist es angebracht, unsere Gebete mit einer Abkehr von etwas und einer Hinkehr zu Gott zu beginnen. Wir richten unseren Blick auf IHN, der Seinen Blick längst auf uns gerichtet hat. Die Bibel nennt das „Bekehrung“.  „Kehrt um!“, ist das erste Wort, das uns die Evangelisten von der Predigt Johannes des Täufers (Mt 3,2) und vom öffentlichen Wirken Jesu überliefern (Mt 4,17; Mk 1,15). Die Kirche beginnt die Hochform ihres gemeinsamen Betens, die Eucharistiefeier, mit einem „Bußakt“, mit dem Eingeständnis unseres „Fernseins“, unserer Reue über unterlassenes Gutes und verübtes Böses. Henri Caffarel, der als Priester intensiv für eine Neubelebung des christlichen Betens wirkte, schreibt in einem seiner Briefe über das Gebet: „Es gibt eine Art von Ungeniertheit, mit der Christen von und mit Gott sprechen. Hüten Sie sich sorgfältig vor ihr, wenn Sie ein Beter werden wollen. <Versetzen wir uns in die Gegenwart Gottes und beten wir ihn an>, so begann das Abendgebet in den Tagen meiner Jugend. Diese Worte betonten wenigstens, dass es nicht gleichgültig ist, wie man Gott naht. Wir müssen zuerst seine Majestät grüßen, uns niederwerfen, ihn anbeten. Machen Sie es so, wenn Sie beten. Ihr erster Schritt beim Beten muss darin bestehen, sich die Größe, die Unerreichbarkeit, die Transzendenz, die Heiligkeit Dessen bewusst zu machen, vor den Sie hintreten… Wenn Sie sich Ihrer Stellung als Geschöpf und Sünder bewusst geworden sind und Gott gebeten haben, Sie zu reinigen, dann beginnen Sie kühn den vertrauten Umgang mit Ihrem Vater: dem Vater unermesslicher Majestät, aber auch Vater unendlicher Liebe.“
Und eine andere Meisterin des Gebetes schreibt: „Auf einer Unwahrheit lässt sich das Gebet nicht aufbauen. Jeder Glaubende, der aus seinem Glauben zu leben versucht, wird wenigstens einmal im Tag seine Sünde und seine Entfremdung sich vor Augen zu stellen versuchen, um sich vor Gott zu entschuldigen und ihn um Verzeihung zu bitten. Er braucht aus dieser Erkenntnis nicht den Inhalt seines Gebetes zu machen; er soll es nicht einmal, denn sonst bliebe ihm zu wenig Zeit für die wirkliche Annäherung, die Anbetung und die Danksagung.“ (Adrienne von Speyr)
Ein weiterer Gedanke, den ich ebenfalls bei dieser Autorin gefunden habe, hat mich sehr berührt. Sie schreibt, dass wir beim Beten nicht erst gleichsam etwas völlig Neues schaffen oder konstruieren müssen, sondern zum bereits ständig geschehenden Gebet hinzutreten dürfen: „Indem wir uns Gott zuwenden und aus unserer Entfremdung heimkehren, entdecken wir, dass wir in die bestehende Welt des Gebetes, die die Welt Gottes ist, eintreten. Wir bilden uns nicht mehr ein, das Gebet sei eine willkürlich von uns selbst zu gestaltende Tätigkeit, die wir beginnen und abbrechen können nach Belieben, eine menschliche Tätigkeit neben andern, die keinen Zusammenhang mit ihr zu haben brauchen. Wir verstehen, dass wir aus etwas herausgefallen waren, was an sich zusammenhängend und kontinuierlich ist, dass das Gebet, wie Gott es dem Glaubenden anbietet, eigentlich mit seiner Geburt hätte anfangen sollen, um zu enden bei seinem Tod. … Das Gebet, so verstanden, wäre unser dauerndes Stehen vor Gott … Eine tiefe, grundsätzliche Bereitschaft, die den tragenden Grund aller einzelnen Gespräche und Gebetsakte bildet. Diese Bereitschaft muss uns durch alles Tagewerk hindurch begleiten, um sich zu gewissen Stunden in der Weise zu verdichten, die man im engern Sinne Gebet zu nennen pflegt: in jenem Zustand, in dem für nichts anderes mehr Platz in uns ist als für Gottes Stimme, für unser Hören auf sie und für unsere Anerkennung.“ (Adrienne von Speyr)
Mit unserem Beten treten wir „in die bestehende Welt des Gebetes, die die Welt Gottes ist,“ ein. Als die Jünger zu Jesus kamen mit der Bitte, sie das Beten zu lehren, brachte er ihnen ein kurzes, ganz konkretes Gebet zum Auswendiglernen bei: das Vater unser. Ein Gebet für alle Menschen aller Zeiten, für alle Situationen, ein Gebet für Anfänger und „Fortgeschrittene“, ein Gebet, das alles enthält, was einem Gebet nötig ist, ja eine Gebet, das Ausdruck von Jesu eigener Gebetshaltung vor dem Vater ist. Von Jesus selber stammend, gilt uns das Vater unser als Hauptgebet. Ein Großteil unseres Betens besteht in einem Nachsprechen vorgeformter Gebete. Die Bibel enthält unzählige vorformulierte Gebete, die wir uns aneignen, mit denen wir „mitbeten“ dürfen, u.a. auch im „Stundengebet“ der Kirche: die Psalmen, das Gebet Mariens „Meine Seele preist die Größe des Herrn“ (Magnificat, Lk 1,46-55), das des Zacharias „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels“ (Benedictus, Lk 1,68-79), das Gebet des greisen Simeon (Nunc dimittis, Lk 2,29-32), die Klage des Propheten Habakuk, die wir im Advent beten (Hab 3,2-19), oder das Gebet des Jona im Fischbauch, das im Stundengebet der Osterzeit enthalten ist (Jona 2,3-10). Von vielen Heiligen sind uns wunderbare Gebete überliefert, in die wir beim Mitbeten gleichsam „hineinwachsen“ dürfen. Es sei hier nur das Gebet von Charles de Foucauld als eines von vielen möglichen Beispielen angeführt: „Mein Vater, ich überlasse mich Dir; mach mit mir, was Dir gefällt. Was Du auch mit mir tun magst, ich danke Dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur Dein Wille sich an mir erfüllt und an allen Deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In Deine Hände lege ich meine Seele. Ich gebe sie Dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich Dich liebe und weil diese Liebe mich treibt, mich Dir hinzugeben, mich in Deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen. Denn Du bist mein Vater.“ (Gotteslob Nr. 8/7, S. 55)
Auch liturgische Gebete, Orationen, Hymnen, Lieder (s. Gotteslob 392, 344…) dürfen und sollen wir mitvollziehen oder - z.B. die Hochgebete der Heiligen Messe - innerlich mitsprechen und uns so als persönliche Gebete zu Eigen machen. Dabei wächst in uns auch die Fähigkeit, eigene Gebete zu formulieren und aus unserem Herzen heraus frei zu Gott zu sprechen.
Eine erprobte Art des Hörens auf und Sprechens mit Gott, ist die sog. „Lectio divina“, die Lesung der Heiligen Schrift, wie sie seit vielen Jahrhunderten im Mönchtum geübt wird. Wie der Name schon andeutet, wird dabei eine Perikope immer wieder gelesen (Lesung), am besten laut, so dass wir tatsächlich auf das Wort Gottes hören können. Und wenn uns dann eine Bibelstelle besonders anrührt, verweilen wir dabei, denken darüber nach (Meditation), ziehen andere Bibelstellen heran, kommen darüber mit Gott ins Gespräch (Beten), Hören auf einen Anruf an unser Leben, tragen Anliegen fürbittend vor Gott. Und nicht selten wird dieses Beten ins Schweigen münden, das einfach in diesem so entstandenen Beisammensein mit Gott verweilt (Kontemplation).
Manchen unserer Zeitgenossen ist das Beten suspekt, da es „weltfremd“ sei oder mache. Echtes Beten bedeutet keine Flucht vor der Realität. Ist Beten nicht vielmehr ein sich Öffnen für die eigentliche Wirklichkeit? Als Betende leben wir unser Leben von IHM her und auf IHN hin. Betend werden wir lernen, uns immer mehr von Gott führen und für seine Heilspläne in Dienst nehmen zu lassen. Das wird uns mitunter manche Anstrengung abfordern.
Betend sind wir nie allein unterwegs. „Gott geht alle Wege mit“, wie Alfred Delp es formulierte. Und wenn dann unser irdischer Weg an sein Ende kommt und wir über die Schwelle zum ewigen Leben gehoben werden, werden wir Gott nicht wie einem Fremden gegenüberstehen. Wir werden uns treffen, wie zwei, die schon weite Strecken des Lebensweges gemeinsam gegangen sind, wie zwei, die schon viel miteinander erlebt haben. Und keine Sekunde unserer gemeinsam verbrachten Zeit wird eine verlorene Zeit gewesen sein.

(Sr. M. Veronika Popp OSB)

(Quellen:
Henri Caffarel: Saal der tausend Türen. Briefe über das Gebet.
Hans Buob: Wachstum im Gebet
Hans Urs von Balthasar: Das betrachtende Gebet.
Adrienne von Speyr: Die Welt des Gebetes.)

 

Aus unserer  C H R O N I K :

Am 1. November, am Hochfest Allerheiligen, verstarb in Kloster Neustift die ehemalige Priorin Schwester M. Siglinde Starnecker OSB. Die Nachrufe würdigten sie als eine vorbildliche Ordensfrau, die mit ihrem ruhigen, freundlichen Wesen ein autenthisches Leben der Ganzhingabe geführt hat. Auch wir haben sie so erlebt – so oft sich Begegnungen mit unserem „Nachbarkloster“ ergaben (Neustift ist nur rund 20 km von uns entfernt). Mutter Bernarda und Schwester Andrea vertraten unsere Gemein-schaft bei der Beerdigung und brachten unsere Anteilnahme zum Ausdruck. R.i.p.!

Seit 1. September 2014 arbeitet Frau Nadin Benno, die konfessionslos aufgewachsen ist, als Erzieherin und Krippen-Leiterin in unserem Kinder-garten, zuerst als Mutterschutz-, dann als Elternzeit-Vertreterin für Frau Rothbauer. So ist sie über ihre Kolleginnen in ganz natürlichen Kontakt mit unserem christlichen Glauben gekommen und hat sich auf die Art seiner Vermittlung an die Kinder in unvoreingenommener Bereitschaft einge-lassen. Anfang diesen Jahres äußerte sie den Wunsch, die Taufe zu empfangen, und nun fand am 12.11. im Haus Spectrum Kirche in Passau die Firmung statt. Unsere Mitarbeiterin empfing dieses Sakrament zusammen mit weiteren neun Erwachsenen durch unseren Bischof Stephan Oster. „Mit dem Sakrament der Firmung ist Gott wirklich da, und darauf darf man sich verlassen“, versicherte er. Er ermahnte sie aber auch dazu, sich um den Herrn zu kümmern. „Gehen wir als Getaufte, als Gefirmte mit?“, fragte er in seiner Predigt und fügte an, dass der Herr „Raum in uns“ braucht, nur dann könne der Heilige Geist auch in uns wirken. Trotz unserer Schwächen und Sünden sei der Herr barmherzig und lade uns immer wieder neu ein zurückzukehren, ermutigte der Bischof. „ER möchte, dass wir wachsen, uns von dieser Kraft immer wieder durchdringen lassen und sein Reich in uns aufrichten. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie immer mehr lernen von Herzen zu sagen: Wir haben unser Herz beim Herrn!“, so der Bischof. Zusammen mit unserer Kindergarten-Leiterin Frau Bachmeier durfte Schwester Teresa an der beeindruckenden und frohmachenden Feier teilnehmen.

Schwester Maria’s Profess-Tag jährte ich am 21.11. zum 60. Mal! An ihrem Leben ist abzulesen, was eine einmal getroffene und täglich neu bejahte Entscheidung für Gott bedeuten kann. Mit treuer Selbstver-ständlichkeit ist sie bei den gemeinsamen Gebetszeiten und sorgt für den Garten und den Blumenschmuck in Kirche und Haus, allen gesundheit-lichen Einschränkungen zum Trotz. Den Jubiläums-Tag selbst verbrachte sie in Stille. Am Vortag aber hatten nachmittags ihre Angehörigen mit ihr feiern können. Und am Abend war sie Mittelpunkt unserer kleinen Gratu-lation. Dazu hatte Schwester Paula viele schöne Bilder aus dem Garten zu-sammengestellt und ansprechend gestaltet.

10 Jahre lang wurde jeweils im Wintersemester von Herrn Prof. Dr. Hermann Stinglhammer, dem Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Fundamentaltheologie in Passau, zum „Forum Theologie für alle“ einge-laden. Gemeinsam mit namhaften Gastreferenten wurden Vorlesungen zu aktuellen theologischen Fragen einer breiten interessierten Hörerschaft zugänglich gemacht. Im diesjährigen Themenkreis zum Reformations-gedenken bildete am 23.11. die Vorlesung zum Thema: Die „gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999“ – noch aktuell? von Prof. Dr. Bertram Stubenreich aus München den Auftakt. Pater Augustinus und Schwester Veronika waren unter den Zuhörern.

Zum letzten Mal in diesem Jahr hielt Schwester Paula am 24.11. in Bad Griesbach einen Vortrag zum Thema Patientenverfügung. Dabei fiel ihr unangenehm auf, dass mehr als ein Zuhörer für aktive Sterbehilfe war – ein Ansinnen, das wir mit unserem christlichen Lebens-Verständnis und Menschenbild nicht vereinbaren können. Aber diese Tendenzen sind in unserer Gesellschaft da, und werde nicht ab-, sondern eher noch zunehmen. Umso mehr heißt es für uns, entschieden zu unseren Überzeugungen zu stehen. Im Rahmen ihrer Vortrags-Tätigkeit tut Schwester Paula das stellvertretend für uns. Dafür gebührt ihr auch an dieser Stelle einmal ein herzliches Vergelt’s Gott!

In der letzten Woche des alten Kirchenjahres fand am 25.11. im Priesterseminar in Passau die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemein-schaft der Orden im Bistum statt. Mutter Bernarda und Schwester Teresa vertraten unsere Gemeinschaft als eine von rund 20. Nach den üblichen Formalia nahm die thematische Arbeit den größten Raum ein. „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7). Es ist wohl notwendig, dass wir einander immer wieder an diese Wirklichkeit erinnern, die leider nur zu oft vom Alltagsgeschäft, von Sachzwängen und Ermüdungserscheingungen überdeckt wird. Über alles, was mit einem Leben in diesem Spannungs-verhältnis zusammenhängt, kam es zu einem geschwisterlichen, ver-trauensvollen und fruchtbaren Austausch, gemeinsam mit Bischof Stefan (der ja selber auch Ordensmann ist) und Domkapitular Fischer (Ordens-referent).

Am Vorabend des 1. Advent gab Mutter Bernarda als Jahreslosung für das neue Kirchenjahr aus: ‘Er zeige uns Seine Wege, auf Seinen Pfaden wollen wir gehen‘ (Jes 2,3).

Am Sonntag Gaudete, 11. Dezember, konnten wir Mutter Bernarda in einer nachmittäglichen Feierstunde zum 24. Weihetag gratulieren. Unsre Priorin Sr. Teresa brachte mit Blick auf das Wesen gottgeweihten Lebens den Wunsch zum Ausdruck, unsere Äbtissin möge ihre Tage nie als übervoll, sondern stets als sinn-voll gefüllt und damit er-füllt erleben. Betrachteten wir im Vorjahr gemeinsam den „Tag von Midian“, so wandten wir im Hauptteil unserer Feier diesmal unsere Aufmerksamkeit einem weiteren „Tag“ in der Geschichte Israels zu, der sich dem Gedächtnis des Gottesvolkes tief eingeprägt hat: dem „Tag von Massa“ (Ps 95,8). Schon der kunstvolle Aufbau in unserer „Adventskrippe“, die Figur des Mose, der mit einem Stab an einen Felsen schlägt, dem Wasser entströmt, stellte uns die Bibelstelle aus dem  alttestamentlichen Buch Exodus vor Augen (Ex 17,1-7). Das große Murren, das wegen des Wassermangels unter dem Volk anhebt, gipfelt in der Frage: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? Zweimal, zu Beginn und zum Ende (Num 20,2-13) der Wüstenwanderung, erzählt uns die Bibel davon, dass das Volk in Meriba murrt und seinen Gott auf die Probe stellt. Auch uns gilt wohl der „Seufzer“ des Psalms 95: „Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen“ (Ps 95, 7-9).

Einen zusätzlichen Anreiz zur Lectio divina stellt für uns die neue Einheitsübersetzung der Bibel dar, die jede Schwester zu Weihnachten als Geschenk erhielt. Es ist schon spannend und anregend, manche Bibelverse in verändertem Wortlaut wahrzunehmen. Auch viele Psalmen klingen ganz neu.

Begeistert kehrte Schwester M. Veronika am Abend des 14. Januar vom „Alpha Trainingstag“ im Passauer Priesterseminar zurück. Die ausgebuchte Veranstaltung über Inhalt und Durchführung von Alphakursen wurde geleitet von Alpha-Berater Johannes Seidel, der Leiterin des noch ganz jungen Referates für Neuevangelisierung, Ingrid Wagner, und dem Studentenpfarrer und Domvikar Andreas Erndl. Der weltweit beliebteste „Kurs für Sinnsucher“, der seit 1990 bis heute rund 27 Millionen Menschen in 169 Ländern der Erde erreicht hat, will anregen, miteinander über die wichtigsten Fragen des Lebens nachzudenken.

Am Dienstag, 17.1., hatten wir die Freude, dass unser Bischof mit uns die Vesper betete und sich nach dem gemeinsamen Abendessen viel Zeit zum Gespräch mit dem ganzen Konvent nahm. Auch hierbei kam das Thema Neuevangelisierung zur Sprache. Bischof Stefan verwies darauf, dass damit ein Anliegen aufgegriffen werde, das bereits im Zweiten Vatikanischen Konzil und seither von allen Päpsten neu in den Vordergrund gerückt worden sei. Er zitierte dabei das päpstliche Rundschreiben Redemptoris missio von Papst Johannes Paul II., das alle Christen zur Erneuerung des missionarischen Eifers einlädt und in welchem bereits im Jahre 1990 die Rede war von „Gebieten der alten Christenheit, deren Neu-evangelisierung notwendig geworden ist“ (Nr. 32). Anschließend konnten wir auch unsere Sorgen und Probleme noch erläutern. Den Abschluss des Besuches bildete die gemeinsam gebetete Komplet und der bischöfliche Segen.
Eine Woche später, am Samstag, 21.1., machten sich dann Pater Augustinus und Schwester Paula auf den Weg ins diözesane Haus spectrum Kirche in Passau zu einem (ebenfalls ausgebuchten) Studientag für Neu-evangelisierung unter dem Motto „Kirche, die wächst“. Denn unseren Bischof Stefan Oster beschäftigt schon lange die Frage: Wie ist es möglich, heute das Evangelium herausfordernd und kraftvoll zu verkünden, so dass sich Menschen davon anziehen lassen – von Jesus und Seiner Gegenwart? Es gibt ja längst Erfahrungen im In- und Ausland, etwa in Kanada oder den USA, oder auch bei uns mit den Alpha-Kursen (s.o.). So wurden also vormittags die Verschiedenen Wege vorgestellt, und nachmittags war Zeit für den Austausch in Gruppen und die Sammlung der Beiträge im Plenum. Pater Augustinus meinte, es sei nun als nächstes der Schritt in die Ge-meinden über die Pfarrer zu tun. Schwester Paula zeigte sich beeindruckt von der bereits vorhandenen Vielfalt von Engagement in unserem Bistum.

Kursangebot 2017:

  • Vortrag zur Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreu-ungsverfügung: Dienstag, 14.3.2017 um 14.00 Uhr im Pfarrsaal in Hader bei Ruhstorf (Sr. M. Paula Helm, Krankenschwester).

Weitere Termine nach Vereinbarung.

  • „einfach beten“

Ist beten wirklich etwas? Und was ist beten? Wie ist das mit Gott und meinem Beten? Haben Sie auch Fragen zum Beten? Dann laden wir Sie herzlich ein, gemeinsam diesen Fragen nachzuspüren und gemeinsam zu beten. In der österlichen Bußzeit legt uns die Kirche das Beten, das Fasten und das Almosengeben als Werke der Umkehr ans Herz. Der heilige Benedikt schreibt in seiner Mönchsregel, dass wir in diesen heiligen Tagen „unseren Gebeten etwas hinzufügen sollen“ (RB 49). In einem alten Sprichwort heißt es: „Der Sonntag ist der Tag des Herrn, am Sonntag ruh und bete gern.“
So wollen wir an den fünf Fastensonntagen zu einem Gebetsnachmittag einladen:

  • Zeit zum „Ankommen“ mit Plaudern bei Tee und Keksen: 14.45-15.15 Uhr
  • Zeit zum gemeinsamen Fragen und Impuls zu einer bestimmten Gebetsweise: 15.15 Uhr (ca. 30. Min.)
  • Zeit zum gemeinsamen Beten (ca. 30 Min.)

Ende: 16.30 Uhr.
Eingeladen sind Familien und junge Leute, Großeltern und Senioren, erfahrene und unerfahrene Beterinnen und Beter, Tettenweiser und „Auswärtige“. Herzlich willkommen!

Gebetsnachmittage
jeweils Sonntagnachmittag 14.45 – 16.30 Uhr
Termine: 1. – 5. Fastensonntag:
1. So. der österlichen Bußzeit, 5. März 2017:  alpha – beten, was ist das?
2. So. der österlichen Bußzeit, 12. März 2017: Bringt eure Bitten mit Dank vor Gott – das mündliche Gebet.
3. So. der österlichen Bußzeit, 19. März 2017: Gib mir lebendiges Wasser - beten mit der Bibel (Lectio divina).
4. So. der österlichen Bußzeit, 26. März 2017: Jetzt und in der Stunde unseres Todes – das Rosenkranzgebet.
5. So. der österlichen Bußzeit, 2. April 2017: Allmächtiger, ewiger Gott – das liturgische Beten.

 

Noch ein allgemeiner Hinweis: Beten ist unsere Hauptaufgabe als Benediktinerinnen. Gerne nehmen wir Ihre Anliegen mit hinein in unser Gebet. Sie können uns dazu eine Mail schreiben, anrufen oder selber vorbeikommen, um gemeinsam mit einer Schwester in der Klosterkirche zu beten oder am Stundengebet teilzunehmen. Herzliche Einladung!

  • „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen“ Tage im Kloster für unsere Oblatengemeinschaft, Do., 1. Juni 2017 – Pfingstmo., 5. Juni 2017. (Sr. M. Veronika Popp, P. Dr. Augustinus Weber)

 

  • Manchmal kann es gut sein, innezuhalten und sich neu auf sein Leben und seinen Glauben zu besinnen. Wir bieten Gästen das ganze Jahr über die Möglichkeit zu Einzelexerzitienund geistlicher Begleitung. Die Termine können Sie gern individuell mit Pater Augustinus oder Sr. Veronika vereinbaren.

 

 

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder,

vielleicht ist es Ihnen am ersten Tag dieses Jahres ergangen wie mir: Mit sehr gemischten Gefühlen habe ich mich gefragt, was wird uns dieses Jahr bringen? Vieles, was uns vertraut und wichtig ist, kommt ins Rutschen: die Lage in Amerika macht uns Angst, ebenso der fast tägliche Terrorismus weltweit. Unsicherheit auch in der Kirche. – In den letzten Wochen hörten wir an den Werktagen aus dem Hebräerbrief den großen Exkurs über den Glauben: „Feststehen in dem, was man erhofft“.„Werft eure Zuversicht nicht weg … denn nur noch eine  kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll.“
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine gesegnete Vorbereitungszeit auf Ostern.

Mit dankbaren herzlichen Grüßen,



Ihre

 

M. Bernarda Schmidt OSB

 

(Äbtissin)