St. Gertrudisbote

63. Jahrgang - September 2008



"DIE BEDEUTUNG DER KLÖSTER UND ORDEN IM BISTUM PASSAU VON DEN ANFÄNGEN BIS INS 20. JAHRHUNDERT"


Vortrag von Diözesan-Archivdirektor Dr. Herbert W. Wurster bei der Jahresversammlung des Herz-Jesu-Hilfsvereins am 1. Juni 2008


1. Die Anfänge des Christentums
Bei der Suche nach einem Startpunkt für den Blick in die Geschichte der klösterlichen Gemein-schaften in unserem Bistum werden wir schon früh fündig. Natürlich stehen die Klöster nicht ganz am Anfang, denn damals geht es um einzelne Glaubenszeugen. Klösterliche Gemeinschaft ist jedoch der Weg, mit dem sich die spätantiken Christen gegen die Wogen der Völker-wanderung zu schützen versucht haben und auf dem sie offenbar auch in der Lage waren, ihren Glauben an die Germanen, an die Bajuwaren weiterzugeben. Die Gestalt des hl. Severin wird Ihnen bewußt sein, jener Heilige, der die letzten Häuflein der Römer - und damit der Christen - zusammenhielt und so ihr Überleben in der gefahrvollen Welt der Völkerwanderung ermöglichte. Dazu stand ihm keine Staatsgewalt oder kirchliche Organisation mehr zur Verfügung. Deshalb schuf sich der Heilige in seinen Mönchsniederlassungen entlang der Donauachse eine ihm verbundene Gemeinschaft, mit der er die anstehenden riesigen Pro-bleme des wenigstens zeitweisen Überlebens der Romanen neben den Germanen lösen konnte. Die Severinskirche in Passau, damals erbaut, bekundet bis heute die außerordentliche Bedeutung dieser klösterlichen Gemeinschaften für die Christianisierung unseres Landes; sie war ein Signal.

2. Die Christianisierung der Bajuwaren
Damit machen wir einen Sprung etwa in die Zeit um 700 und schauen uns ganz Bayern an. An einer Reihe von Orten sind Missionare im Einsatz und sie sind meist Ordensleute, die sich an ihren Missionsorten erste Klöster errichten; unser Bistum allerdings wird sozusagen ausgespart. Vielleicht gab es hier ein relativ starkes Romanenchristentum, das die Zeitenwende zum Mittelalter überlebt hat. Das erste Kloster im Bistum ist dann wohl das Bene-diktinerkloster Niederaltaich; sein Gründungsdatum ist heftig umstritten; ich neige zum Jahr 731. Hinter der Gründung steht der bayerische Herzog. Wenige Jahre später kommt mit Bischof Vivilo ein vom Papst direkt entsandter Missionar hierher, und in seinem Umkreis kommt es, natürlich mit herzoglicher Unterstützung, offenbar schnell zu mehreren Kloster-gründungen, und zwar alle für Frauen. Die wichtigste Niederlassung war Niedernburg, an der Herzogspfalz in Passau angelegt. Wegen der Nähe wollen wir das Frauenklösterchen (Kühbach-)Rotthalmünster nennen. Im 8. Jahrhundert wird Bayern rasch und umfassend katholisch; daher ent-stehen auch eine Reihe von Klöstern, die größeren meist vom Herzog aus-gestattet, aber auch kleine Stiftungen. Von den Klostergründungen dieser Epoche sollten wir vielleicht das Stift St. Florian an der Enns nennen; der mit großer Wahrscheinlichkeit seit der Antike dort gepflegte Kult des hl. Florian wird die Anregung zu seiner Errichtung gegeben haben.

3. Das frühe Mittelalter
Im 9. und 10. Jahrhundert wurde die Klosterlandschaft schon recht stark ausgebaut; dabei gab es zwei klösterliche Lebensformen, das gemeinsame Leben von Kanonikern bzw. Kanonissen und die Mönchsgemeinschaften der Benediktiner. Wir wissen wenig über das religiöse Leben der Klöster, das Gebet wird das typische Kennzeichen dafür gewesen sein, weil die Mönche meist keine Priester waren. Typischerweise dienten die Stifte auch weltlichen Zwecken.

4. Die Kirchenreform des 10./11. Jahrhunderts
Gegen diese Verein-nahmung der Klöster entwickelte sich die Klosterreform des 10./11. Jahrhunderts, die dann auch die allgemeine Kirchenreform des 11. Jahrhunderts prägte. Eine der bedeutendsten Gestalten dieser Reform-bewegung wurde der Niederaltaicher Abt Gotthard, der schließlich als Bischof von Hildesheim starb. Wir wollen hier natürlich auch an den hl. Gunther erinnern, der 1012 das Kloster Rinchnach gründete, Aus-strahlungspunkt für die Rodung im Bayerischen Wald und die Verbindung nach Böhmen, das gerade katholisch geworden war. Gunther steht weiter für die Mission nach Ungarn, das damals auch katholisch wurde. In der Epoche der hll. Gotthard und Gunther und auch später noch strahlte Niederaltaich weitum aus. Zahlreiche Klöster, fern und nah, erhielten von dort ihre Äbte und mehrere Bischöfe wurden aus dem Konvent berufen. Eine ähnliche Geschichte könnten wir vom Kloster Niedernburg erzählen; der Landesausbau in den Bayerischen Wald hinein war seine besondere Aufgabe, mit der sel. Gisela hatte es lange Zeit eine bedeutende Äbtissin. Diese Leistungen der Klöster brachten viele Hochadelsgeschlechter dazu, große Teile ihres Besitzes zur Stiftung von Klöstern zu verwenden. Die Bischöfe andererseits stützten sich gerne auf die Kanonikerstifte. Hier ist natürlich Bischof Altmann zu nennen, der mit dem Reformorden der Augustiner-Chorherren die pfarrliche Seelsorge in den Mittelpunkt der klösterlichen Aufgaben stellte. Um 1067 errichtete Bischof Altmann das Stift St. Nikola zu Passau. Mit diesem klösterlichen Stützpunkt machte er Passau zu einem Mittelpunkt des Investiturstreits. Und in der Folge entstand aus diesen Bemühungen die Grundlage der heutigen Pfarrorganisation.

5. Das Werden der Klosterlandschaft
Der Investiturstreit bringt überall eine Intensivierung des religiösen Lebens; für unser Thema bedeutet dies, daß nun eine Hauptblütezeit der Orden beginnt, es entsteht die Klosterlandschaft, so wie sie bis zur Säkularisation kennzeichnend wurde. Es werden neue Orden gegründet und zahlreiche neue Nieder-lassungen eingerichtet. 1128 machte Bischof Otto von Bamberg das Kanonikerstift Osterhofen zu einem Prämonstratenser-Stift. Die wohl bedeutendste Veränderung in der Klosterlandschaft der Diözese Passau des 12. Jahrhunderts rief der spätere Bischof Otto von Freising hervor. Er, ein Sohn Markgraf Leopolds III., war in Frankreich Zisterzienser ge-worden; dieser neue Orden, der Handarbeit der Mönche und klösterliche Freiheit von den weltlichen Mächten auf eine ganz neue Weise forderte, kam so schon wenige Jahre nach seiner Gründung in die Diözese Passau. 1133 gründete Leopold III. die Zisterze Heiligkreuz; in kürzester Frist folgten eine Reihe weiterer Stiftungen, die im österreichischen Raum, der damals zu unserem Bistum gehörte, bis heute zu den führenden klösterlichen Niederlassungen zählen. Bei uns ist die 1146 durchgeführte Umwandlung des Augustiner-Chorherren-Stifts Aldersbach in eine Zisterze zu nennen. An dieser Umwandlung zeigen sich die koloni-satorischen Fähigkeiten der Zisterzienser in beeindruckender Weise: In dem überschwemmungsgefährdeten Talabschnitt, dessen Hochwässer ihren Vorgängern eine gedeihliche Existenz unmöglich gemacht hatten, fanden sie sogar einen idealen Platz. Die Internationalität der Ordens-landschaft können wir ebenfalls an einem schönen Beispiel zeigen: 1155 siedelte Herzog Heinrich II. Jasomirgott in seiner jungen markgräflich-herzoglichen Residenzstadt Wien, die er entsprechend ausbauen wollte, ein Benediktinerkloster für Mönche aus Irland/Schottland an, das "Schottenkloster". Diese fremdländischen Mönche waren damals in mehreren bedeutenden Städten des Reiches populär.
Innerhalb von zwei Generationen des 12. Jahrhunderts war der gesamte Sprengel der Diözese Passau von einem dichten Netz von Klöstern überzogen worden. Kennzeichnend für die Diözese wurden die Augustiner-Chorherren, die Weltpriestergemeinschaft aus dem Geist des Passau-Salzburger Reformkreises des 11./12. Jahrhunderts. Die Augustiner-Chorherren dienten den Bischöfen zur kirchlichen Durchdringung des Landes, als Mittelpunkte der diözesanen Kirchenaufsicht und zur Intensivierung des religiösen Lebens.
Das herausragendste Kennzeichen der neuen Klosterlandschaft war wohl, daß sehr viel mehr Menschen, Männer wie Frauen (in den sehr oft vorhandenen, aber selbst in der Fachliteratur meist über-gangenen Doppelkonventen), die Möglichkeiten zu einem intensiven religiösen Leben erhielten. Allerdings gilt dies für die Angehörigen niedriger Schichten mit Vorbehalt; sie konnten in Klöster zwar eintreten, meist aber nur als Konversen mit der Pflicht zur beständigen körperlichen Arbeit. Die eigentlichen Konvente bestanden zumeist aus Adeligen oder Ministerialen.

7. Das Aufkommen der Bettelorden
Weiter voran als Deutschland war auch im Hochmittelalter schon Italien. Hier fand sich denn auch im hl. Franziskus der Mann, der die Zeichen der Zeit erkannte. Er ging den Weg zu den kleinen Leuten. Das Bistum Passau hatte an diesem kirchengeschichtlichen Umbruch Anteil, aber nur im babenbergischen Herrschaftsbereich. Die enge Anbindung der Franziskaner an den Papst verhinderte, daß sich die dem Kaiser verbundenen Passauer Bischöfe in der Zeit des Kampfes zwischen Staufern und Papsttum des neuen Ordens annahmen, Herzog Friedrich der Streitbare von Österreich dagegen förderte sie intensiv.

8. Klöster und Reformation
Kommen wir damit zur Reformation. Luthers Lehre wendete sich besonders gegen die Klöster, die tragenden Säulen der mittelalterlichen Kirche; dies, aber auch die Zeitereignisse, vor allem die ungeheuren Belastungen der Türkenkriege mit vielen ermor-deten Ordensleuten, führten zum Niedergang der Bettelorden wie der Prälatenklöster. Daher ist die Reform der Kirche im Geist des Konzils von Trient in unserem Raum zunächst das Anliegen eines neuen Ordens, der Jesuiten, denen dann die alten Orden nachfolgten. Die Jesuiten hatten trotz nur ganz weniger Niederlassungen eine außerordentliche Wirkung; seit 1593 waren sie in Altötting, wenige Jahre später bezogen sie das Passauer Gymnasium. Hier also die gleiche Betonung der Bildung wie bei den Prälatenorden. Aldersbach und vor allem Niederaltaich (das 1567/81 das erloschene Kloster St. Oswald im Bayerischen Wald wiederbesiedelte), verfügten in ganz besonderem Maß über die Reserven für die Erneuerung der traditionellen Orden, bis hinein nach Österreich.
Mit den neuen, im Geist der katholischen Reform gegründeten Orden erstand eine völlig neue Klosterlandschaft. Neben die Jesuiten traten v. a. die Kapuziner, ein franziskanischer Reformzweig: Seit 1606 waren sie in Linz, ab 1624 faßten sie im bayerischen Anteil Fuß. Aber auch eine Reihe weiterer Orden konnte sich im österreichischen Sprengelanteil etablieren.

9. Barocke Blüte
Der Wiederaufschwung der Orden ging bald über in die barocke Blütezeit. Hier ist zu betonen, daß diese Blüte keinesfalls selbstverständlich war, denn das Reich erzwang von ihnen zur Abwehr der Türkenstürme massive finanzielle Unterstützung. Dessenungeachtet prägten in dieser Periode die großen Barockklöster das Leben in Österreich wie in Bayern fundamental. Außerdem traten neue Orden und neue Klöster neben die überlieferte monastische Welt und be-reicherten das kirchliche Leben sowie das des weltlichen Gemeinwesens auf so vielfältige Weisen, daß klösterliches Glauben, Leben und Kultur ein Idealbild der Epoche ergeben.
Die Lebendigkeit der Orden im 17./18. Jahrhundert zeigt sich an den nicht wenigen neuen Impulsen, nicht zuletzt Gründungen von jungen bzw. bisher in der Diözese nicht an-sässigen Orden. Der Orden der Barmherzigen Brüder, der sich der modernen Krankenpflege widmete, fand schon 1756 den Weg in die Diözese, und zwar nach Linz. Die herausragende Neuerung im Ordens-wesen der Diözese im 17./18. Jahrhundert war die Ausweitung auf die Frauenorden außerhalb der traditionellen Bettelordensklöster. Diese Ordenszweige und Kongregationen wendeten sich der bis dahin völlig vernachlässigten Mädchenbildung zu. 1690 kamen die Ursulinen nach Linz, denen 1745 die Elisabethinerinnen folgten. Die Mädchenbildung war vor allem das Werk der Englischen Fräulein: Von München aus wurde 1683 die Niederlassung Burghausen (damals Ebm. Salzburg) gegründet, 1721 folgte Altötting (damals Ebm. Salzburg). Im österreichischen Diö-zesansprengel entstanden Institute zu St. Pölten (1706; das Mutterhaus) und Krems (1722). Zahlreiche Einsiedeleien entsprachen der barocken Sehnsucht nach einem vertieften religiösen Leben auch für Laien.

10. Aufklärung und Säkularisation
Der überaus reiche weltliche Besitz der Klöster wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts zum Problem, der Staat wollte mehr Zugriff darauf, die Öffentlichkeit wollte im Grundbesitz Marktwirtschaft durchsetzen und die kirchlich-klösterliche Prägung des Lebens der Gesellschaft sollte verringert werden. Ein neues Nützlichkeitsdenken legte sein Maß an: Man lehnte nun die Klöster ab, vor allem die Klöster der "vita contemplativa", weil sie als unnütz angesehen wurden. In diesem Sinn machte sich Kaiser Joseph II. 1782 in Österreich an den "Klostersturm", der ein Drittel der österreichischen Klöster aufhob. 20 Jahre später folgte Bayern sehr viel radikaler nach. Eigentlich alle Klöster im Bistum erlagen der Säkularisation. Bereits 1802 kam es zur Aufhebung der Bettelordensklöster, 1803 folgten dann die landständischen Klöster, d. h. die Klöster der Prälatenorden und die Stifte. Nach der Einverleibung Passaus wurden auch die dortigen Mendikanten-Niederlassungen sowie das Kollegiatstift St. Salvator in der Ilzstadt säkularisiert. Am 20.08.1806 wurde als letztes Kloster der Konvent der Benediktinerinnen in Niedernburg aufgehoben. Als einziges Institut blieben die Englischen Fräulein bestehen (zusammengezogen in Burghausen, dann in Altötting (damals noch Ebm. Salzburg), weil das Wirken dieses Ordens in der Mädchenschulbildung sogar den aufgeklärten Säkularisatoren nutzbringend erschien.

11. Die Wiederansiedlung von Orden
Unter König Ludwig I. konnte sich das Ordensleben in Bayern von neuem entfalten. Allerdings dauerte es noch Jahrzehnte, bis die Orden wieder eine tragende Rolle wahrnehmen konnten. Diese neue Ordenslandschaft sah zudem völlig anders aus als die vor der Säkularisation - es entstanden zunächst keine Häuser der alten Orden, sondern nur Institute aus dem Geist der franziskanischen Bewegung sowie der tridentinischen Reform.
Die Diözese Passau folgte diesem Trend. 1837 gab es in der Diözese fünf klösterliche Niederlassungen, die zwei Kapuzinerkonvente zu Burghausen und Altötting sowie die drei Niederlassungen der Englischen Fräulein zu Altötting, Burghausen und Passau.
Wallfahrtsseelsorge und Mädchenschulbildung waren die Arbeitsfelder. Der erste neue Orden in der Diözese waren die Redemptoristen, die 1841 nach mehreren gescheiterten Versuchen ihr erstes Kloster in Bayern zu Altötting (St. Magdalena) gründen konnten. Die eigentliche Neuerung des Ordenslebens war jedoch die Begründung einer immer größer werdenden Zahl weiblicher Ordensgemeinschaften und -niederlassungen aus dem Geist der Bettelorden. Neben die Englischen Fräulein traten die Barmherzigen Schwestern und die Armen Schulschwestern. Bischof Heinrich sah die Orden als „mein Trost und meine Freude“ und formte mit ihnen das kirchliche Leben der Diözese in ganz besonderem Maß. Die Konzentration auf zwei Männer- bzw. Frauenorden machte für diese vier Gemeinschaften den Passauer Diözesansprengel zu einem Schwerpunkt ihres Wirkens.

12. Vom späten 19. Jahrhundert zum Dritten Reich
Die wachsende Bevölkerung und die damit verbundene soziale Problematik, die rund um die Jahrhundertwende viele Menschen vor allem des Bayerischen Waldes zur Auswanderung zwang, führte auch immer mehr Männer und vor allem Frauen in die Klöster. Vom späten 19. Jahrhundert bis weit in das 20. Jahrhundert herein nahm die Zahl der Orden und Kongregationen wie der einzelnen Niederlassungen weiter zu. Hauptaufgaben blieben Sonder- und Wallfahrtsseelsorge bei den Männerorden, Caritas und Schule bei den Frauenorden. Es kamen die Redemptoristen, die Salvatorianer, besonders auffällig war die Rückkehr der Benediktiner in die Diözese, die Missions-benediktiner von St. Ottilien zu Schweiklberg 1904 und 1918 die Wiedergründung Niederaltaichs als Tochtergründung der Abtei Metten. Im Jahr 1919 erstand die erste Niederlassung der Salesianer in der Diözese; die Jugendarbeit in der Diözese hatte damit an den neuesten Entwick-lungen Anteil. Schließlich kamen 1930 noch die Maristen in die Diözese.
Noch intensiver als bei den Männerorden waren die Entwicklungen bei den Frauenorden. Neben den bereits bestehenden Kongregationen, die ihrerseits laufend neue Niederlassungen errichteten, siedelten sich bisher in der Diözese nicht vertretene Gemeinschaften an. Die Mallersdorfer Schwestern, die Niederbronner Schwestern, die Missionsschwestern vom hl. Kreuz, die Schwestern vom hl. Paulus, die Armen Franziskanerinnen (Dillinger Schwestern). Auch zwei klassische Frauenorden kamen damals in die Diözese: 1899 die Benediktinerinnen nach Tettenweis und 1902 die Zisterzienserinnen nach Thyrnau. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Kongregation der Töchter des allerheiligsten Heilandes, die ihr deutsches Provinzialhaus zu Obernzell einrichteten, sowie die Schwestern der ewigen Anbetung zu Neustift und die Salvatorianerinnen.
In jener Epoche nahmen sich die Orden einer neuen Aufgabe an, der Mission. Mit dem Ausbau eines deutschen Kolonialreiches in Afrika, Ozeanien und Asien hatte sich diese Aufgabe in neuer dringender Form gestellt. Und natürlich müssen wir in dieser Zeit an Bruder Konrad von Parzham denken, den Kapuzinerlaienbruder zu Altötting, an den Pförtner und Marienverehrer: Mit ihm hat die Diözese erstmals seit langen Jahrhunderten wieder einen Heiligen.
Die Ära vom Kaiserreich bis zur Weimarer Republik war also eine wahrhafte Blütezeit der Orden. 1933 gab es 533 Patres und Brüder und 2.116 Schwestern; damit war deutlich mehr als ein halbes Prozent der Diözesanbevölkerung im Kloster. Damit waren Ordensleute vielfach tragende Säulen des kirchlichen Lebens dieser Epoche, auch in den Pfarreien.

13. Die Orden seit dem Dritten Reich
Während des Dritten Reiches wurden die Orden scharf bedrängt und gewannen weniger Nachwuchs. Die staatlichen Umbrüche 1945 veränderten die Ordens-landschaft in der Diözese weiter, weil mehrere Orden neu hierher kamen. Das entscheidende Kennzeichen dieser Ära wurde es aber, dass bei allen Orden die Mitgliederzahlen zurückgingen. Dies ging bis hin zum völligen Rückzug mancher Kongregationen aus der Diözese. Die Orden bekamen damit ein völlig anderes Gesicht und eine andere Bedeutung für das Leben der Diözese. Umgekehrt stieg die Caritas durch den Rückzug der Ordensfrauen zu ihrer heutigen Stellung auf, sind kirchliche Schulen heute gern Schulen des Bistums. Beim Klerus kommt es dagegen zu umgekehrten Entwicklung - polnische Ordensleute sollen den Rückgang der Diözesanpriester ausgleichen.

14. Schluß
Wir haben damit einen langen und breiten Streifzug durch die Geschichte der Orden in unserem Bistum gemacht. Dabei haben wir viele unterschiedliche Aspekte berührt. Neben dem Uranliegen der Orden, dem Gottesdienst und der persönlichen Heiligung, haben klösterliche Gemeinschaften im Lauf der Geschichte eine große Vielfalt von Aufgaben gehabt: Im Frühen Mittelalters waren sie Stätten des Gebets, des Landesausbaus, der Besitz- und Machtsicherung für Herrscher und Adel, des Totengedenkens für Klerus und Adel. In der zweiten Hälfte des Mittelalters waren sie Stätten der Messe und des Gebets, des Landesausbaus, des Totengedenkens, der Wissenschaften, besonders natürlich der Theologie, und sie waren die Orte der Heiligen. In der Epoche der Reformation waren die Klöster die Bollwerke der katholischen Kirche, und in der Barockzeit waren sie Zentren der barocken Blüte unseres Landes, Schule und Caritas nahmen dabei eine immer größere Bedeutung an. Nach dem Kahlschlag der Säkularisation kam es im 19. Jahrhundert nur langsam zum Wiedererstehen von Orden; seit dem späten 19. Jahrhundert bis fast in unsere Tage erlebten sie dafür eine nie dagewesene Blütezeit.

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Aus unserer C H R O N I K :

Ein fundamentaltheologisches Seminar der Universität Passau wurde von 16. bis 18. Mai in unserem Gästehaus durchgeführt. Unter der Leitung von Frau Professor Zechmeister (Sr. Martha CJ) befassten sich die 25 Studentinnen und Studenten intensiv mit der Gestalt des hl. Ignatius von Loyola. Sr. Veronika nahm auch daran teil und hielt ein Referat. Und wir freuten uns, dass die Gruppe mit uns einmal die Komplet und auch das sonntägliche Choralamt feierte.
Am 27.5. nutzte der Tettenweiser Frauenbund unsere Klosterkirche zu einer Maiandacht, die erfreulich gut besucht war.
M. Bernarda folgte am 29.5. der Einladung zur Einweihung des Hauses St. Marien, das eine neue Einrichtung der Deutschen Brüderprovinz des Deutschen Ordens ist. Auf dem Grund von Schloß Kleeberg (Gemeinde Ruhstorf) bietet der Umbau der alten Gärtnerei sieben Zimmer für Selbstversorger, die dort eine Zeit der Sammlung und Regeneration verbringen möchten, für Mitarbeiter anderer Einrichtungen, für Seminare, Schulungen und Exerzitien. Mit Pater Karl Schlegel, der im Brüdertrakt des Hauses wohnt, gehören eine Theologin und ein Sozialpädagoge zum Team. Wir wünschen zum Neubeginn Gottes Segen und eine gute Zukunft!
Die Firmlinge der Gemeinde Neuhaus besuchten uns am 30.5. mit ihrem Pfarrer Dr. Hans Würdinger. Ihnen folgten die Tettenweiser auf dem Fuße, d.h. am 31.5., und beiden versuchte Sr. Veronika, einen ersten Zugang zur benediktinischen Lebenswelt zu vermitteln.
Die Jahresversammlung unseres Herz-Jesu-Hilfsvereins eröffnete den Juni. Wir freuten uns über das Kommen von 34 Mitgliedern und Interessenten. Dr. Herbert Wurster, Direktor des Diözesan-Archivs, hielt einen sehr interessanten Vortrag über ’Die Bedeutung der Klöster und Orden im Bistum Passau’. (s. erster Teil dieses Gertrudisboten)
Der KEB im Bistum Passau e.V. bot in unserem Gästehaus von 3. bis 6.6. einen Kurs zur Thematik ’Logotherapie im Alltag’ an. Die Referentin Sr. Renata Lauber CJ wurde bei Dr. Elisabeth Lukas in Logotherapie ausgebildet. So gab sie an die Teilnehmerinnen, unter denen auch Sr. Paula war, gerne weiter, was durch die Stichworte Sinnverwirklichung durch Wertverwirklichung, Selbstkompetenz und Lebenswertgefühl hier nur angedeutet werden kann.
Unser Oblate Herr Josef Hussl, der seit Oktober 1984 im Haus St. Benedikt wohnt, feierte am 8.6. seinen 85. Geburtstag! Unsere herzliche Gratulation verbanden wir mit dem Dank für seine stete Einsatzbereitschaft als Ministrant, wenn immer nötig, bis zum heutigen Tag! Ihm und seiner Familie galt unser besonderes Gebet.
Der Ordenstag des Bistums hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Gestalt: Am Samstag, 14.6. brachen rund 100 Schwestern und Mönche zu einer Wallfahrt nach Tschechien auf, begleitet von Altbischof Franz Xaver Eder und Ordensreferent Domkapitular Josef Fischer. Die erste Station war Maria Gojau im südböhmischen Grenzland, ein Wallfahrtsort der in seinen Anfängen bis ins 10./11. Jahrhundert zurückreicht. Seit 1999 wird er von vier Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz aus der Erzdiözese München betreut. An der Moldau entlang ging die Fahrt weiter nach Vyssi Brod (Hohenfurt), einem Zisterzienserkloster, das mit Osseg das letzte von 13 Zisterzienserklöstern ist, die es in Böhmen und Mähren einst gab. Heute leben dort wieder acht Mönche und leisten beachtliche Aufbauarbeit und Neuevangelisierung. M. Bernarda, vier Schwestern und Pater Augustinus kehrten beeindruckt und erfüllt am späten Abend zurück.
Am Donnerstag, 19.6. spendete Abt Marianus Bieber OSB (Niederaltaich) zehn jungen Christen aus der Gemeinde Tettenweis das Sakrament der Firmung. Sr. Stephania und Sr. Veronika nahmen an dem festlich gestalteten Gottesdienst teil und erzählten uns dankbar davon. Da Abt Marianus bei uns übernachtete, stand er am folgenden Tag auch noch als Konzelebrant mit Pater Augustinus am Altar.
Sr. Paula bot von 20. bis 22.6. einen Kurs zum Thema Nahtod-Erfahrungen an. Mit den Teilnehmerinnen ging sie den Fragen nach, was Medizin und Psychologie dazu sagen und vor allem, was sich in der die Heiligen Schrift und in unserer christlichen Tradition dazu findet.
Mit Pater Augustinus und Pfarrer Friedsam stand am 2. Juli der einzige diesjährige Neupriester des Bistums Passau, Andreas Erndl, am Altar. Wir und zahlreiche Pfarrangehörige, die zum Gottesdienst gekommen waren, freuten uns über seinen Besuch – und über das so passende Zusammentreffen mit dem Fest Mariä Heimsuchung. Gerne nutzten wir auch die Gelegenheit zum persönlichen Empfang des Primizsegens nach der hl. Messe. Andreas Erndl wird Kaplan in Altötting, eine Aufgabe, zu der wir ihm Gottes reichen Segen und bleibende Begeisterung wünschen!
Schon im Dezember, anlässlich M. Bernardas Weihetag, hatte uns Bischof Wilhelm zu einer Wallfahrt nach Altötting und Marktl eingeladen. Am 4.7. endlich war es soweit: M. Bernarda machte sich mit 12 Schwestern auf den Weg ins ’Herz Bayerns’, wo uns unser Bischof bereits an der Gnadenkapelle erwartete. Nach einer Votivmesse zum heiligsten Herzen Jesu fanden wir Gelegenheit zum Besuch der Papstausstellung und zum anschließenden stillen Verweilen in der Anbetungskapelle. Dann folgte das Mittagessen im Münchner Hof, bevor es nach kurzer Pause mit dem Bus weiter nach Marktl ging. Auch hier ließ es sich unser Bischof nicht nehmen, mit uns gemeinsam das Geburtshaus zu besuchen, durch das uns Herr Reischl, der für die Konzeption verantwortlich zeichnet, persönlich führte. Der Gang in die Pfarrkirche an den Taufstein Papst Benedikts schloss diesen eindrucksvollen Tag ab, der uns noch lange in bester Erinnerung bleiben wird.
Am Nachmittag des 5.7. fand das Abschlusstreffen der Firmlinge mit Sr. Veronika und Pfarrer Friedsam bei uns statt. Wir wünschen den jungen Christen eine bleibende Freude am Glaubensweg und eine immer tiefere Freundschaft mit Jesus Christus! Unsere Oblatin Frau Dr. Mendoza bot von 5. bis 11.7. ein Sommerseminar unter der Überschrift ’Urlaub für die Seele’ an. Vorträge vormittags und Ausflüge nachmittags falteten das Motto aus: Bewegen, was uns bewegt, - ausrichten auf das Licht, durch das und in dem wir leben!
Für den 17.7. war nach sieben Jahren einmal wieder eine sog. Begehung unseres Kindergartens angesetzt. Frau Fink und Herr Bieberstein vom Landratsamt (Jugendamt), ein Herr vom Gesundheitsamt und die zuständige Fachberaterin Frau Pagler nahmen, begleitet von der Leiterin Frau Wimmer und Sr. Teresa als Träger-Vertreterin alles genau in Augenschein. Von einer Beanstandung abgesehen konnte die gute Arbeit unseres Teams bestätigt werden, das derzeit 63 Tettenweiser Kinder betreut.
Sr. Bonaventura vollendete am 18.7. ihr 70. Lebensjahr! Wir gratulierten ihr von Herzen und beteten für sie und ihre Angehörigen.
Noch ein drittes Mal besuchte uns Pfarrer Würdinger mit Firmlingen, diesmal aus Vornbach. Sechs Mädchen aus der näheren Umgebung verbrachten vom 12. bis 14. August Urlaubstage im Kloster, wo sie mit uns beteten und arbeiteten.
Sr. Dr. M. Lydia la Dous OP (Regensburg), unser Feriengast, beschenkte uns am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel mit einer „Reise bis ans Ende der Welt, vorbei an Planeten, Sternen, Galaxien und anderen atemberaubenden Schönheiten des Alls.“ Mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation lehrte uns die Astrophysikerin ganz neu das Staunen! Möge es uns auch im Alltäglichen gelingen.

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
„Du führst mich hinaus ins Weite“ war das Leitwort des diesjährigen Katholikentags in Osnabrück. Papst Benedikt gab dem Grußwort, das er an die Teilnehmer richtete, die Überschrift: Wer sein Leben mit Gott lebt, dessen Leben wird weit ... Erst, wenn unser Leben zum Herzen Gottes hinaufreicht, haben wir die Weite gefunden, für die wir geschaffen sind.“ Das möchte ich Ihnen heute mitgeben für die kommenden Wochen, verbunden mit einem herzlichen Vergelt´s Gott für Ihr Gebet, Ihre Gaben grüße ich Sie

Ihre M. Bernarda Schmidt OSB (Äbtissin)