St. Gertrudisbote

68. Jahrgang - September 2013



„Die frühen Theologen
haben gesagt,
dass die Seele
wie eine Art Segelboot ist
und der Heilige Geist der Wind,
der in die Segel bläst,
um das Boot voranzutreiben.
Ohne Sein Anschieben,
ohne Seine Gnade
kommen wir nicht voran.“

Papst Franziskus

Liebe Leserinnen und Leser unseres Gertrudis-Boten, Sie finden hier nicht - wie sonst beim September-Boten üblich - zuerst die Wiedergabe des Vortrags der Vereins-Versammlung. Denn der Referent Pfarrer Dr. Wolfgang Schneider stellte uns zwar freundlicher Weise die Überlassung einer Kurzfassung für diesen Zweck in Aussicht, kam aber bis zum sehr frühen Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht dazu. Wegen des Betriebsurlaubs der Druckerei konnten wir aber nicht länger warten. So dürfen Sie sich jetzt auf den lesenswerten Beitrag im Dezember-Boten freuen. Vergelt’s Gott für Ihr Verständnis und Ihre Geduld!

Aus unserer C H R O N I K :

Am 5. Mai feierte Sr. Teresa ihre Silberne Profess: Im Konventamt erneuerte sie mit Freude und Dankbarkeit ihre Hingabe an Gott und die Gemeinschaft. Am Nachmittag waren dann alle Schwestern, Ida und P. Augustinus nicht zu vergessen, zur fröhlichen Kaffeetafel auf die Krankenstation eingeladen. Es war bereits warm genug, um sich an zwei lange Tische im Gang setzen zu können und es sich dort miteinander gut gehen zu lassen. Nur Sr. Edelburga fehlte, die zu der Zeit noch in der Reha war.
Von 10. bis 12.5. lud Frau Hildegard Rühr aus Auerbach zum wiederholten Mal ein, die Weisheit der Märchen für das eigene Leben zu entdecken und fruchtbar zu machen. Sie verstand es wieder meisterhaft alle Sinne anzu-sprechen im Erzählen und Auslegen eines Grimm’schen Märchens "... über gebahnte und ungebahnte Wege ... in den finstern Wald ... an den klaren Brunnen ... in das königliche Schloss ...".
Die Organistin Helga Trager aus Altomünster beschenkte uns am 12.5. mit einem geistlichen Konzert zum Jahr des Glaubens. Unter dem Titel „… den gütigen Vater, den wollen wir loben“ standen musikalische Meditationen zum Glaubensbekenntnis, wobei Orgelstücke und gemeinsam gesungene Lieder einander abwechselten. Ein sehr bereicherndes und frohmachendes Erlebnis, nicht zuletzt, weil unsere schöne Orgel in der Oberkirche zum ersten Mal nach einem langen Winter wieder erklang!
Von 13. bis 15.5. nahm M. Bernarda am Föderationstreffen unserer Abteien in Eichstätt teil. Dabei ging es diesmal vor allem um den Austausch über kirchenrechtliche Fragen.
Am 14.5. kehrte Sr. Edelburga nach Ablauf einer zweiten Verlängerung schließlich aus der Reha zu uns zurück. Sie ist froh und dankbar für alle Fortschritte, die sie in den Wochen dort gemacht hat, bewohnt aber weiterhin ein Zimmer auf unserer Krankenstation. Dort ist schneller und leichter Hilfe verfügbar und die Versorgung insgesamt einfacher.
Sr. Veronika nahm von 21. bis 23.5. an der Oblatenrektorenkonferenz in St. Ottilien teil. Dieses Treffen aller deutschsprachigen benedikt. Oblatenge-meinschaften dient dem Austausch und der Fortbildung, welche diesmal dem Psalmengebet gewidmet war.
Unsere Ida musste Ende Mai für eine Woche ins Krankenhaus nach Rotthalmünster, acht Tage später dann noch einmal. Jetzt wird sie weiter auf unserer Krankenstation betreut.
Erstmals hielt unsere Oblatin Frau Dr. Mendoza einen Kurs über „Moderne Mystiker“. Von 29.5. bis 2.6. standen vier Heilige (zwei Frauen, zwei Männer) im Mittelpunkt des Interesses, an deren ganz verschiedenartigen Biografien sich doch Exemplarisches zur Mystik erkennen und aufzeigen – und nicht zuletzt für den eigenen Glaubensweg – fruchtbar machen lässt.
Der Ordenstag unseres Bistums fand in diesem Jahr am 31.5. statt und führte die etwa siebzig Schwestern, Brüder und Patres – unter ihnen auch vier von uns – zunächst in die Prämonstratenserabtei Windberg. Dort wurden sie von Abt Hermann Josef Kugler und seinen Mitbrüdern erwartet zur gemeinsamen Feier der Eucharistie. Dann folgten Kirchenführung und kleiner Imbiss. Anschließend ging die Fahrt weiter nach Metten, wo P. Markus Häring durch die alte Bibliothek führte. Nicht weniger lebendig waren die Ausführungen von Abt Wolfgang M. Hagl zur neuen Bibliothek und zum Festsaal, so dass schließlich nur noch für eine Kurz-Vesper Zeit blieb. Ein an Begegnungen und Inhalten reicher Tag!
Der Anfang des Monats Juni brachte Deutschland eine Jahrhundertflut: Mit Schrecken verfolgten wir die Geschehnisse in den nahen Orten Ruhstorf (wo eine Mitarbeiterin betroffen war), Mittich und Neuhaus, auf der österreichischen Seite in Schärding und dann vor allem in der Dreiflüssestadt Passau. Viele Altstadtbewohner machten dort in kürzester Zeit schlimme Erfahrungen mit der Zerstörungskraft des Wassers und den anschließend Schlamm- und Müllbergen. Und das war nur ein Brennpunkt! Weiter donauaufwärts bangten die Niederaltaicher Mitbrüder um den Damm, der Kloster und Dorf schützt. Als Vorsichtsmaßnahme wurde die Evakuierung angeordnet, und wenn der Damm auch hielt, so kam doch das Wasser bald von einer anderen Seite. Und so ergab es sich, dass vier Mitbrüder ganz unverhofft für einige Tage unsere Gäste waren. Ein hässlicher Anlass, der für uns die schöne Folge hatte, dass am Herz-Jesu-Fest mit einem Mal drei Priester am Altar standen und das Stundengebet mit kräftiger Verstärkung plötzlich eine ganz neue Klangfülle entwickelte! Am Ende der „Flut-Woche“ feierten wir alle gemeinsam das Herz-Jesu-Fest, das Patrozinium unserer Abteikirche. P. Augustinus deutete es in seiner Ansprache als ein österliches Fest, das nicht nur einlädt, auf ein verwundetes Herz zu schauen, sondern auch wie Er sich hinzuschenken, damit andere leben können!
Am selben Tag fand in unserem Kindergarten das Sommerfest statt, das in diesem Jahr leider nicht so gut besucht war wie sonst. Das hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass viele von der Flut betroffenen Angehörigen oder Freunden helfen wollten. Und das ging dann natürlich vor!
Am 9. Juni folgten 31 Mitglieder der Einladung zur Vereinsversammlung. Als Referenten konnten wir diesmal Pfarrer Dr. Wolfgang Schneider bei uns begrüßen, der sehr bemerkenswerte Gedanken zu einer „spirituellen Theodizeefrage“ entwickelte. Herz-Jesu-Verehrung ist für ihn vor allem ein Schauen auf den Durchbohrten … (vgl. erg. Erläuterungen oben!).
Unser geschätzter lieber Altbischof Franz Xaver Eder wurde am 20.6. im Alter von 87 Jahren von Gott heimgerufen. Mit der Kurzformel ‘Gott und den Menschen nahe‘ ist sein Leben treffend charakterisiert. Seine Beliebtheit als Volksbischof kam nicht zuletzt beim Requiem am 25.6. im Passauer Dom zum Ausdruck, an dem auch M. Bernarda und P. Augustinus teilnahmen, gemeinsam mit Bischöfen, zahlreichen Priestern und rund 2000 weiteren Gläubigen! In seiner langen Amtszeit von 1984 bis 2001 stand Franz Xaver Eder bei uns zahlreichen Eucharistiefeiern zur Ablegung einer Profess vor und erteilte M. Bernarda 1992 die Äbtissinnenweihe. Wir bitten Gott für ihn um den ewigen Frieden in Seinem Reich des Lichtes und der Freude und bewahren ihm ein ehrendes dankbares Andenken. R.i.p.!
Sr. Paula ging auf weitere Bitten um Vorträge zum Thema Patientenverfügung ein, die alle hier aufzugeführen den Rahmen dieses ‘Boten‘ sprengen würde. Eine kleine Anekdote am Rande möchten wir Ihnen aber nicht vorenthalten: Sr. Paula bekommt sehr oft als Dank für ihre Bemühungen Blumen geschenkt, die sie dann auf unsere Krankenstation bringt. Wie positiv das wahrgenommen wird, macht die Bemerkung einer Bewohnerin deutlich, die zu Sr. Paula sagte: „Die Blumen welken, es wird Zeit, dass sie wieder einen Vortrag halten!“
Das sommerliche Hochfest unseres heiligen Ordensvaters Benedikts am 11. Juli nimmt von seinem liturgischen Sinn her besonders seine Stellung als einer der Patrone Europas in den Blick. Bei uns kamen in diesem Jahr zwei Besonderheiten hinzu: Das war zum einen die Feier der Erhebung der Kommunität Venio in München zur Abtei. An der Feier, die aus Platzgründen bei den Mitbrüdern in St. Bonifaz stattfand, nahm auch M. Bernarda teil. Mit ihr waren zahlreiche Äbtissinnen, Äbte, Schwestern und Brüder, Freunde und Bekannte der Einladung gefolgt. Ein solcher kirchenrechtlicher Akt, der in diesem Fall die Weihe von Sr. Carmen Tatschmurat zur ersten Äbtissin nach sich zog, ist schließlich nicht alltäglich. Wir hoffen und beten nun, dass die Spannung zwischen der monatisch-benediktinischen Tradition und der ganz eigenen Prägung der Kommunität zu einer lebendigen Fruchtbarkeit inmitten unserer Kirche führt.
Die zweite Besonderheit dieses Tages: Die beiden Primizianten unseres Bistums, Tobias Reiter und Michael J.P. Vogt, feierten mit uns das Hochamt. Wir freuten uns, sie auf diese Weise ein wenig kennen zu lernen und anschließend auch den Primizsegen empfangen zu dürfen. Möge die beiden jungen Priester immer mehr zu Menschen werden, die – wie Benedikt – anderen den Weg zum Leben weisen können!
Am 18.7. vollendete Sr. Bonaventura ihr 75. Lebensjahr. Mit ihr dankten wir Gott, baten Ihn um Seinen Segen und um das Geschenk, Ihn in allen Kranken, denen sie täglich dient erkennen zu können. Möge Er schließlich auch ihr Lohn für alle Mühe sein.

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder,
Heute erreicht Sie eine kleine Ausgabe des „Gertrudisboten“. Aus mehreren Gründen war es nicht anders möglich. Die Ausgabe enthält trotzdem Vieles von dem, was sich bei uns ereignet hat.
Dabei durften wir erfahren: Die kleinen Oasen inmitten des oft nicht leichten Lebens sind unsere Kraftquellen – sie sind in uns – sie warten darauf, entdeckt zu werden. „Gott ist ein Brunnen in uns“.
Ihnen allen eine gesegnete Zeit und ein herzliches Vergelt`s Gott für alles Mitbeten, für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung jeglicher Art.
Mit dankbaren herzlichen Grüßen,
Ihre



M. Bernarda Schmidt OSB

(Äbtissin)