St. Gertrudisbote

63. Jahrgang - März 2008



E X E R Z I T I E N 2008


Unsere diesjährigen Exerzitien vom 21. bis 26. Januar begleitete Abt Dr. Johannes Eckert OSB aus der Abtei St. Bonifaz, München. Den ersten Tag gestalteten wir wieder selber mit einer Zeit stiller Anbetung am Vormittag und einer Ton-Bild-Meditation am Nachmittag zum Thema ’In deinem Licht schauen wir das Licht’ – zu Schöpfung und Segen in den Psalmen (Ps 36, 65 und 104). Am zweiten Tag reiste Abt Johannes an. Einleitend kündigte er an, dass er gerne drei Perikopen aus dem Johannes-Evangelium mit uns betrachten würde, beginnend mit der Berufung der ersten Jünger, Kapitel 1, 35 - 51.

Die ersten fünf Verse: Am Tag darauf stand Johannes wieder dort, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.

Es fällt auf, dass hier immer wieder das Sehen vorkommt, die Wahrnehmung, das Gesehen-werden. Der Gottesknecht des Propheten Jesaja kommt in den Blick (vgl. Jes 42, 1 – 9). Das ist das Jesus-Bild des Johannes! Übrigens weihte Benedikt, nachdem er den Apollo-Altar auf dem Montecassino zerstört hatte, die neu errichtete Kapelle Johannes dem Täufer, dem großen Hinweisenden auf das Lamm Gottes (Dialoge VIII, 11). Jesus ist unser Erlöser und Befreier. Johannes gelingt es, den Jüngern durch das Hören seiner Aussage die Augen zu öffnen für diese große Wirklichkeit – dann folgen sie Jesus. An dieser Stelle finden wir einen tief inneren Zugang zu unserem Gehorsams-Gelübde: Hören – erkennen / glauben – folgen.

Die in der Einheitsübersetzung mit ’Was wollt ihr?’ wiedergegebene Frage Jesu müsste besser lauten: ’Was sucht ihr?’ In der Regel Benedikts ist das die Grundfrage nach unserer Motivation zur Nachfolge (im Kloster), vgl. Kapitel 58: ’Man achte sorgfältig darauf, ob der Novize wirklich Gott sucht,...’ (Vers 7a).

Die Antwort darauf ist nicht ein für allemal zu geben, sie ändert sich im Laufe unseres Lebens. Fragen wir uns heute ganz ehrlich: Was suche ich? Anerkennung? Wahrgenommen-werden? Jesus-Begegnung im Gebet? Dann folgt die Frage der Jünger: ’Meister, wo wohnst du?’ Auch hier wäre besser zu übersetzen: ’Wo hast du deine Bleibe?’ Und schon sind wir beim Gelübde der Stabilitas, die ihren tiefsten Grund im Bleiben Christi in der Liebe des Vaters und unserem Bleiben in Ihm hat. Der, der uns Halt und Sicherheit gibt, gibt uns ein Zuhause. Dann können auch wir ankommen und bei uns selber wohnen, aushalten, vgl. Benedikts ’habitare secum’.

Wir lesen weiter: Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte (Christus). Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels (Petrus).

Schön wird hier nun das ganz anders geartete Jesus-Bild des Andreas deutlich: Er ist für ihn der Messias, der Gesalbte, also der neue David. Welche Freude, Ihn zu finden! Bedenken wir nur einmal, wie sehr wir uns schon über einen verlorenen und dann wiedergefundenen Gegenstand freuen. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass wir Jesus in Folge einer Glaubenskrise verlieren, um Ihn dann aufs Neue zu finden!

Und Andreas führt seinen Bruder zum Herrn. Das ist auch unsere alltägliche lebenslange Aufgabe: Den Menschen, der mir gerade am nächsten ist, zu Jesus zu führen, nicht, ihm bei seiner Gott-Suche im Wege zu stehen. Das kann geschehen durch ein gutes Wort, durch das Ansehen, das wir schenken, durch die liebevolle Korrektur.

Und ich kann mich an dieser Stelle fragen: Wie habe ich eigentlich Jesus gefunden? Wie lautet meine Jesus-Geschichte?

Am Tag darauf wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus. Und Jesus sagte zu ihm: Folge mir nach! Philippus war aus Betsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus. Philippus traf Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs. ( ... ) Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

Wiederum sehen wir: Jesus nimmt den Einzelnen ernst, nicht die Masse. Wir hingegen zählen und vergleichen. Das hilft niemandem. Und wir begegnen dem Jesus-Bild des Philippus: Der, über den Moses und die Propheten geschrieben haben, der Sohn eines Zimmermanns aus Nazaret. Das ist wirklich geerdete Heilsgeschichte! Und dann gilt auch für uns als Antwort des Glaubens auf die kritische Rückfrage, ob aus dem Ort XY (unserer Heimat) überhaupt etwas Gutes kommen kann: Ja! Komm und sieh! So geht Weitergabe des Evangeliums.

Und wieder schenkt Jesus einem Menschen Ansehen. So sucht und findet die Liebe Gottes. Daraufhin offenbart sich Natanaels Jesus-Bild: ’Du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!’ Damit sagt Natanael, der gerade von Jesus als echter Israelit bezeichnet wurde: Du bist mein König. Wie reden eigentlich wir Jesus in unserem persönlichen Gebet an? Das heißt, welches Jesus-Bild habe ich? Jeder hat seinen ureigenen Zugang zu Ihm, und wird auch den Himmel offen sehen über dem Menschensohn!

Nachdem wir mit der Berufungsgeschichte der ersten Jünger auch unsere eigene Geschichte bedacht und unser Jesus-Bild angeschaut hatten, wandten wir uns am Mittwoch der Antwort des Herrn auf unser existenzielles Bedürfnis, auf unseren Lebensdurst zu, den ja nur Er als Quell lebendigen Wassers ganz zu stillen vermag.

Im vierten Kapitel des Johannes-Evangeliums finden wir in den Versen 4 bis 42 die Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen. Der erste Abschnitt (4 – 14) zeigt den Herrn, der sich an den Brunnen setzt und sich damit selbst als Brunnen, als Quelle präsentiert. Und das geschieht um die sechste Stunde, zur Zeit der Mittagshitze, wenn es also ’heiß hergeht’, auch im übertragenen Sinne! Da kommt eine Frau, die mit ihrem Alltagsgeschäft befasst ist. Jesus holt sie mit Seiner Bitte genau da ab, wo sie steht. Damit eröffnet Er einen Dialog zwischen Menschen, die sich zuvor fremd waren, die zudem normalerweise gar nicht miteinander reden (Juden – Samariter). Und das finden wir nicht nur hier, sondern immer wieder im Johannes-Evangelium: Christus stiftet Kommunikation, communio, bis ans Kreuz! Er führt vom alltäglichen Gespräch in die Tiefe des Lebens hinein, sodass die Frau Ihn als Messias Schritt für Schritt erkennen kann. Er stellt sich ihr – und damit uns – als lebendige Quelle vor. Sie sehnt sich nach der Befreiung von der äußeren Plage des Wasserholens und kommt so unversehens zur Befreiung ihrer Lebens-geschichte. Hier liegt es nahe, an den Prolog unserer Regel zu denken: ’Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?’ (Prol 15 / Ps 34, 13). Benedikt appelliert an mein Interesse an der Quelle, an meinen Jesusdurst!

Der zweite Abschnitt (15 – 26) zeigt Jesus als Entdecker: Er bringt in der Frau etwas zutage, ohne sie bloßzustellen. Das Dunkle menschlicher Schwachheit wird offenbar. Aber die Schuld wirkt nicht länger trennend, sie verbindet vielmehr mit Jesus. Und es zeigt sich: Man kann Gott begegnen an jedem Ort. Ja, Er begegnet uns in jeder Biografie. Und diese Begegnung gipfelt in der Offenbarung: ’Ich bin es!’

Das erinnert an den jungen suchenden Benedikt: Die Stadt Rom, die Amme, die Gemeinschaft von Enfide, all das stillt seinen Durst nicht. Da geht er in die Höhle, sammelt sich, entdeckt in sich selbst die Quelle und wird so schließlich zu einem Fluß... Wo quillt und fließt es bei mir / bei uns?

Der letzte Abschnitt (27 – 42) lässt uns an die Perikope des Vortages denken: Die Frau geht und sagt gleichsam wie Philippus zu den anderen: ’Kommt und seht!’ Sie ist von der Wasserträgerin zur Wortträgerin geworden. Sie hat eine neue Aufgabe bekommen: Sie verkündet den Messias und wird damit selber zu einer Quelle. Jesus nimmt sie ernst, nimmt die Menschen ernst. Und so gipfelt ihr Begegnen mit Ihm in dem Bekenntnis: ’Er ist wirklich der Retter der Welt!’ Ich darf also gewiss sein: Die Quelle sprudelt immer da, wo ich stehe. Und so bin auch ich zur Wasserträgerin / zur Wortträgerin für andere berufen.

Am Donnerstag nahmen wir uns als dritte Perikope die Ostererzählung aus dem 20. Kapitel des Johannes-Evangeliums vor. Zum ersten Abschnitt, den Versen 19 bis 23: (Am Abend dieses ersten Tages der Woche, (...) wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.) Wenn wir die Evangelien lesen, sollten wir immer mit bedenken, dass sie unter dem Eindruck von Ostern entstanden sind. Auch Benedikt begreift uns als Menschen, die auf Ostern hin leben. Die ersten Hörer des Evangeliums versammelten sich am ersten Tag der Woche abends zur Eucharistiefeier, nicht wissend, ob sie das nächste Mal überhaupt noch dabei sein würden, denn ein Ende der Verfolgungen war noch nicht abzusehen. Jesus nimmt die dahinter stehende Angst ernst, die ja an sich nichts Schlechtes ist. Die Frage ist nur, wie wir mit unserer Angst umgehen. Sie sollte nicht dazu führen, dass wir uns verschließen. Denn wir haben uns einem Sieger angeschlossen! Jesus zerbricht die Verschlossenheit, stellt sich in die Mitte, wird zur Mitte der Urgemeinde, zur Mitte der Gemeinde heute, zur Mitte meines Lebens. Und der Herr sagt: ’Friede sei mit euch!’ (V 21) Der Auferstandene stellt keine Rückfragen, macht keine Vorwürfe. Er hat vergeben und schenkt Befreiung. Nicht umsonst mahnt Benedikt: a. ’Noch vor Sonnenuntergang Frieden schließen’ (RB 4, 73), aber auch b. ’Nicht heuchlerisch Frieden bieten’ (4, 25).

Der Auferstandene zeigt als Erkennungsmerkmal seine Wunden. Das heißt auch, Er kann mitfühlen, Er weiß, was Wunden bedeuten. Wenn wir Sein Leib sind, dann müssen auch wir lernen, mit Wunden zu leben.

Aus dem offenen Herzen Jesu fließen Ströme des Lebens. So heißt es denn auch: ’Sie freuten sich, dass sie den Herrn sahen!’ (V 20) Es gibt nun nichts mehr aufzurechnen, nichts abzurechnen.

Die Jünger werden angehaucht, so die Einheitsübersetzung. Wörtlich aber heißt es ’eingeblasen’, wie bei der Übertragung des Lebensodems am Tag der Erschaffung des Menschen (vgl. Gen 2, 7). Es geht also um den Odem Gottes, um den Heiligen Geist. Wir können uns fragen: Welche Rolle spielt der Heilige Geist in unserem Gebetsleben heute (noch)? Und dann gleichsam die Zusage hören dürfen: Habt keine Angst – schaut auf mich – ich möchte eure Mitte sein! Aus dieser Zusage empfangen wir sodann einen Auftrag, eine Sendung; wir sollen Friedensboten sein!

Zu den Versen 24 bis 29: (Thomas, genannt Didymus (Zwilling), (...)Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.) Wir Christen leben von Sonntag zu Sonntag, von Ostern zu Ostern. Es soll Versöhnung geschehen, immer wieder neu. Und nun geht Christus auf die persönliche Ebene: Hier findet die eigentliche Berufung des Thomas statt! Ihn, den Zweifler (und wir alle sind Zweifler) holt Er genauso wie Natanael dort ab, wo er steht: Er fordert zur Berührung auf. Und da kommt Thomas auch zu seinem Jesus-Bild: ’Mein Herr und mein Gott!’ (V 28) Der Herr lässt sich fassen und begreifen, Er ist erlebbar. Er schenkt Frieden durch Beziehung. Ostern heißt daher immer Communio, Begegnung. Und dann aufbrechen und sich senden lassen im Heiligen Geist!

Unter diesem Gesichtspunkt könnten wir einmal all’ die Lebensgeschichten im Johannes-Evangelium lesen, die durch die Begegnung mit Christus ihre entscheidende Wende erfahren. Immer gilt, auch für uns: ’Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!’ (Joh 10, 10) – Soweit die Gedanken von Abt Johannes.

Am Freitag, am Fest Pauli Bekehrung, führte uns eine Betrachtung der Persönlichkeit des Apostelfürsten und seiner totalen Inanspruchnahme durch Gott wiederum zu einer Zeit gemeinsamer stiller Anbetung.

So klangen dann am Samstag mit dem Frühstück diese Exerzitien-Tage aus, die wir dankbar als Geschenk erlebt haben.

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Aus unserer C H R O N I K :

Am Ende des Dezember-Boten konnten wir Ihnen noch den Heimgang unserer Sr. Fabiana bekannt geben. Bevor wir sie am 16. November zu Grabe trugen, hielt Pater Augustinus in der Ansprache beim Requiem folgende Rückschau auf ihr Leben:
Liebe Verwandte unserer Schwester Fabiana! Liebe Trauergemeinde! Liebe Schwestern und Brüder!
Von der Stunde, die gekommen ist, spricht Jesus. Es ist die Stunde seines Leidens und Sterbens, es ist die Stunde zugleich seiner Verherrlichung. Auch heute führt uns eine solche Stunde zusammen. Für eine von denen, über die Jesus sagte: Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein, für eine von denen, die Jesus so gedient haben, ist diese Stunde gekommen. Das Weizenkorn Schwester Fabiana ist in die Erde gefallen und gestorben; doch es bleibt nicht allein, es bringt Frucht. Schauen wir noch einmal auf den Lebensweg unserer Mitschwester, der in dieser "Stunde" seine Vollendung findet!
Geboren wurde Schwester Fabiana in Eismerszell, einem kleinen Ort bei Fürstenfeldbruck. Am 24. April 1926 erblickte sie dort das Licht der Welt und wurde auf den Namen Katharina getauft. Ihre Eltern Gottfried und Maria Gailer waren einfache Bauersleute. Sie mussten hart arbeiten, um die große Kinderschar zu ernähren, zehn Kinder wurden dem Ehepaar geschenkt. Es war eine gläubige, christliche Familie. Im Elternhaus wie in der Schule wurden die religiösen Grundlagen gelegt, die Katharina ihr ganzes Leben hindurch getragen haben.
Gewiss hat sie schon damals viele der Kirchenlieder gelernt, die sie dann ihr Leben lang mit so viel Freude gesungen hat. Sie beherrschte diese Lieder - was heute kaum mehr einem gelingt - oft bis auf die letzte Strophe. Prägende Eindrücke brachten auch die Kontakte mit dem nahen Benediktinerkloster St. Ottilien, das die Kinder leicht mit dem Fahrrad erreichen konnten. So wuchs die kleine Katharina in selbstverständlicher Weise in den Glauben der Kirche hinein. Nach sieben Jahren Volksschule besuchte sie in München noch die Landwirtschaftliche Berufsschule, 1942 kehrte sie in das elterliche Anwesen zurück. Ihre Hilfe dort war auch nötig, denn 1945 starb die Mutter, vier Jahre später der Vater. Katharina war auch in der örtlichen Pfarrgemeinde präsent und trat dem Bund der Katholischen Jugend bei. Spektakuläre Ereignisse sind uns aus jenen Jahren nicht überliefert. Der Pfarrer schrieb damals über sie: Sie liebt mehr die Stille als die laute Welt. Allmählich reiften in Katharina Klostergedanken. Zunächst klopfte sie bei den Missionsbenediktinerinnen von Tutzing an. Am 28. März 1951 begann sie die Kandidatur, ein Jahr später wurde sie mit dem Namen Maria Fabiana als Novizin eingekleidet. Doch nach einem weiteren Jahr kamen die Oberen zu dem Entschluss, Sr. Fabiana den Übertritt nach Tettenweis zu empfehlen. Man fand sie für den Chordienst, wie er in Tutzing gepflegt wurde, nicht für geeignet. Sonst aber, so schrieb die Vikarin, zeige Sr. Fabiana einen guten Klosterberuf und ein aufgeschlossenes, frohes, in der Gemeinschaft angenehmes Wesen.
In der Arbeit sei sie willig und fleißig. So konnte sie ihren Weg in Tettenweis fortsetzen. Am 15. August 1955 legte sie hier die zeitlichen Gelübde ab, drei Jahre später folgten die ewigen. Dem Beispiel von Sr. Fabiana folgte auch ihre leibliche Schwester Gertraud, die als Sr. Angela in Tettenweis eintrat. Im Oktober vor zehn Jahren (+ 14.10.1997) haben wir sie zu Grabe getragen. Wie es im Kloster üblich ist, wurde Sr. Fabiana zunächst in verschiedenen Arbeitsbereichen eingesetzt: in der Küche, im Kindergarten und in der Steppdeckennäherei. Ihre eigentliche Aufgabe aber fand sie an der Pforte. Über Jahrzehnte hin hat sie das Bild der Pforte von Tettenweis geprägt, und das in einer höchst positiven Weise. Noch heute erinnern sich viele Gäste an ihre erste Begegnung mit unserem Kloster: Sr. Fabiana öffnete die Tür und fasste den Neuankömmling an den Händen; es war ein warmherziger Empfang. Warmherzige Menschlichkeit war wohl überhaupt der Grundeindruck, den Sr. Fabiana vermittelte. Hinzu kamen ein oft hintergründiger Humor sowie eine erstaunliche Schlagfertigkeit. So verstand sie es, allzu neugierige Fragen mancher Gäste durch treffende biblische Zitate zu beantworten. Ein Herzensanliegen war ihr das Tischgebet im Speiseraum der Gäste. Auch der "Engel des Herrn" gehörte dazu. Als ich nach Tettenweis kam, wirkte Sr. Fabiana noch als Pförtnerin, gelegentlich von Sr. Barbara unterstützt.
Doch machte sich damals schon der Abbau ihrer geistigen Kräfte bemerkbar, so dass sie die ihr so liebe Aufgabe aufgeben musste. Im Garten fand sie noch einmal ein Betätigungsfeld. Gleichwohl blieb die Pforte weiterhin ein Ort, der Sr. Fabiana geradezu magisch anzog. Auch als bereits ein obrigkeitliches Verbot ergangen waren, lenkte sie ihren Schritt häufig dorthin. Und es gelang ihr zumeist, alle Hindernisse zu überwinden. Auch ihren angeborenen Mutterwitz konnte Sr. Fabiana bei solchen Gelegenheiten unter Beweis stellen. So begegnete ihr einmal bei einem dieser Ausflüge eine verantwortliche Schwester und fragte: "Nun, wo geht's denn hin?" Prompt kam die Antwort: "Immer geradeaus und dann um die Kurve." Es war immer noch die echte Sr. Fabiana, wie sie leibte und lebte. Freilich blieb ihr in den letzten Jahren des Lebens Schweres nicht erspart: Der Rückgang ihrer geistigen Kräfte schritt unaufhaltsam fort. Hinzu kamen Zustände der Angst, die sie immer wieder überfielen. Hier haben die Schwestern, die sie pflegten - und auch das darf man, glaube ich, am heutigen Tag sagen - Großes geleistet.
Liebe Schwestern und Brüder! Jesus sagt: Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren (Joh 12, 23 - 28). Es war Sr. Fabianas Sache nicht, ein großes theologisches Programm zu entwickeln. Aber was Jesus da sagt, hat sie in aller Selbstverständlichkeit und Schlichtheit verwirklicht. Sie hat wirklich ihr Leben in den Dienst Jesu und seiner Botschaft gestellt. Und sie hat dabei viele Menschen froh gemacht. Wenn wir sie nun zu Grabe tragen, so geschieht das in dankbarer Zuversicht. Sr. Fabiana hat ihr Leben für Jesus eingesetzt und ist ihm nun auch im Tod gleich geworden. So können wir die Worte des Apostels Paulus auch auf sie hin lesen: Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein (Röm 6,5). Und: Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden (Röm 6,8). Auch unsere Schwester Fabiana lebt nun mit Christus. Möge sie uns da nicht vergessen! Möge sie nun auch unser im Gebet gedenken, bis wir uns einst im Himmel wiedersehen!

Am 17.11., dem Hochfest unserer Klosterpatronin, der heiligen Gertrud von Helfta, freuten wir uns sehr, erstmals Prof. Stinglhammer in unserer Mitte begrüßen zu können. Der Passauer Dogmatiker hielt uns als Hauptzelebrant des Festgottesdienstes eine sehr bemerkenswerte Predigt und nahm sich auch anschließend noch viel Zeit, um in zwangloser Runde von seiner Arbeit und der Situation der Priester in unserer Diözese zu berichten.
Schon wenige Tage darauf folgte am 21.11. das nächste erfreuliche Ereignis: Die Feier der Goldenen Profeß unserer Sr. Gertrudis! Eine große Schar von Angehörigen, Freundinnen und Bekannten war unserer Einladung gefolgt und feierte mit. Die Jubilarin hatte den Tag unter das Wort aus dem Kolosser-Brief (1,27b): „Christus in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit!“ Möge es uns allen gegeben sein, das Ziel des Lebens immer entschiedener in den Blick zu nehmen.
M. Bernarda und Sr. Andrea nahmen am 22.11. an der Jahresversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau teil. Es ging um eine Rückschau auf das zu Ende gehende Jahr für geistliche Berufe im Bistum und um weitere Planungen.
Im letzten Kurs dieses Jahres beschäftigten sich die Teilnehmerinnen von 23. bis 25.11. mit Krankheit und Sterben aus spiritueller Sicht. Dazu hatte Sr. Paula eingeladen.
Am Abend des 1. Dezember verabschiedeten wir das zu Ende gehende Kirchenjahr und begrüßten ein neues. M. Bernarda stellte es unter das Leitwort: „Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich (...) geführt hat.“ (Dtn 8, 2) Sie forderte uns auf, als Menschen der Erinnerung zu leben, d.h. aus all’ den Erfahrungen, die wir schon mit Gott machen durften. Das verhilft nicht nur zu den rechten Entscheidungen hier und heute, sondern auch zu einer wahrhaft christlichen Hoffnung!
In den Monaten Dezember und Januar schlossen wir unser Gästehaus wieder zur ’Winterpause’. Dennoch waren wir nicht ohne lieben Besuch: Am 12.12. feierte unser Bischof Wilhelm mit uns das Konventamt und beschenkte uns mit einer Ansprache zum ’Fiat’, dem Markenzeichen der Gottesmutter. Als Hintergrund entfaltete er Gedanken zur Offenheit, zur Bereitschaft und zum Glauben. Daran orientiert finden auch wir mit Maria zu Christus.
Anschließend blieb noch Zeit zum gemeinsamen Frühstück. Und wir freuten uns über das großzügige Geschenk, das uns Bischof Wilhelm am Schluß machte: Die Einladung zu einer Fahrt mit ihm nach Altötting und Marktl! Nun muss nur noch ein geeigneter Termin gefunden werden. Aber wir sagen schon heute von Herzen Vergelt’s Gott!
Am Nachmittag dieses besonderen Tages brachen Sr. Paula und Sr. Magdalena nach Passau auf, um zwei Stunden auf dem Christkindlmarkt Dienst zu tun. Die Organisatoren hatten wieder einen sog. gemeinnützigen Stand zur Verfügung gestellt, der einen Tag lang von der Arbeitsgemeinschaft der Orden im Bistum Passau genutzt werden konnte, um Klosterprodukte zugunsten von Solwodi zu verkaufen. Dieser deutschlandweit tätige Verein setzt sich für aus der Zwangsprostitution entkommene oder aus Zwangsehen geflohene Frauen ein.
Am 13.12. jährte sich M. Bernardas Äbtissinnenweihe zum 15. Mal! Und wie gewohnt fand die Feier am dritten Advent, am Gaudete-Sonntag statt. Zum Konventamt freuten wir uns, Propst Werner Thanneker aus dem Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg als Hauptzelebrant in unserer Mitte begrüßen zu können. Am Nachmittag waren wir eingeladen, uns in einer kleinen Feierstunde mitnehmen zu lassen auf einige Gedankengänge zum Thema Hoffnung, zur Bedeutung des Wortes an sich, zu seiner Verwendung in der Bibel und zum Gehalt für uns als Gemeinschaft, für jede ganz persönlich.
So waren wir bestens eingestimmt auf die Feier der Weihnacht und der folgenden festlichen Tage. P. Augustinus hatte die Idee, einmal eine klassische Liedpredigt zu halten, so dass in der heiligen Nacht mehrere Strophen des Liedes „Ich steh’ an deiner Krippe hier“ von Paul Gerhardt gesungen wurden, denen dann jeweils auslegende Worte folgten. Eine einprägsame schöne Erfahrung für uns.
Das neue Jahr 2008 begannen wir mit der Bitte um und der Hoffnung auf Gottes Segen, wie er im Buch Numeri in einzigartiger Weise aufgezeichnet ist: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.“ (Num 6, 24 – 26)
Noch ganz unter diesem Leitgedanken stand dann auch die Haussegnung am Tag nach Epiphanie, die Pater Augustinus mit Sr. Agnes und Sr. Veronika vornahm. Wir danken ihnen für diesen Dienst und vertrauen darauf, dass Gottes Schutz uns auch in diesem Jahr spürbar begleiten wird.
Sr. Paula war am Nachmittag des 11.1. eingeladen, ihr Referat ’Zugang zur Situation demenzkranker Menschen’ bei einem von der Katholischen Landvolkbewegung angebotenen Oasentag zu halten. Die Räumlichkeiten der Landvolkshochschule Niederalteich boten dafür einen geeigneten Rahmen. Drei weitere Termine dort und in Burghausen (14.1., 28.1., 14.2.) folgten dieser Premiere!
Auch für Sr. Teresa war es ein Novum, die Cell-AG bei der gemeinsamen Vorstandssitzung von AGÖ (Arbeitsgemeinschaft der Ökonominnen deutscher Frauenorden) und AGCEP (Arbeitsgemeinschaft der Cellerare und Prokuratoren) zu vertreten. Diese fand von 17. bis 19.1. im Erholungs- und Tagungshaus der Barmherzigen Brüder in Kostenz statt und diente der Auswertung der vergangenen Tagungen und der Vorbereitung der diesjährigen. Es war ein schönes Miteinander der sieben Schwestern und fünf Brüder im Dienst an der gemeinsamen Aufgabe.
In der folgenden Woche fanden unsere diesjährigen Konvent-Exerzitien statt, von denen wir Ihnen im ersten Teil dieses Boten berichtet haben.
Nach Wiedereröffnung unseres Gästehauses war der Pfarrgemeinderat Hutthurm die erste Gruppe, die es zu einem Einkehrtag am 1. / 2. Februar nutzte.
Am 9.2. fand ein erster Besinnungstag zur Fastenzeit statt unter dem Leitwort „Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt“ (Mt 4,1). Sr. Veronika las und besprach mit den Teilnehmerinnen eine Auslegung von Papst Benedikt zum Evangelium des 1. Fastensonntags.
Mit dem Hochfest der heiligen Scholastika, dessen Feier in diesem Jahr auf den 11. verschoben wurde, begannen drei Tage intensiver Stimmbildung mit Frau Christine Geier aus Tübingen. Auf fröhlich positive Art verstand sie es, uns neu für den Choral und für die Schönheit des Gesangs an sich zu begeistern.

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JAHRESVERSAMMLUNG des Herz-Jesu-Hilfsvereins e.V.


am Sonntag, 1. Juni im ’Roten Saal’ (Haus St. Benedikt, 1. Stock) um 14.15 h
- Begrüßung durch die 1. Vorsitzende Frau Äbtissin M. Bernarda Schmidt
- Rechenschaftsbericht (Sr. Teresa)
- Geistlicher Impuls (M. Bernarda)
- ’Die Bedeutung der Klöster und Orden im Bistum Passau’ ein Vortrag von Dr. Herbert Wurster, Direktor des Diözesan-Archivs
- Begenung und Austausch bei Kaffee / Tee und Kuchen
- Abschluss mit der Vesper in der Abteikirche
Sie alle sind herzlich eingeladen!

Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
Der hl. Benedikt trägt seinen Mönchen auf, sich besonders in der Fastenzeit wieder neu ins Wort Gottes zu vertiefen. In diesem Jahr gedenkt die Kirche besonders des hl. Paulus. Er hat uns Vieles in seinen Briefen hinterlassen, was uns helfen kann für unser Leben als Christ. Vieles aus seinen Briefen kann uns während des Tages zum Stoßgebet werden: „Alles vermag ich in dem, der mir die Kraft verleiht.“ „Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.“ So wünsche ich Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und die Freude des Auferstandenen, der das Leid überwunden hat.

Ihre dankbare

M. Bernarda Schmidt OSB

Äbtissin