St. Gertrudisbote

65. Jahrgang - März 2010



SIND WIR NUN
MIT CHRISTUS
GESTORBEN,
SO GLAUBEN WIR,
DASS WIR AUCH
MIT IHM
LEBEN WERDEN.


WIR WISSEN,
DASS CHRISTUS,
VON DEN TOTEN AUFERWECKT,
NICHT MEHR STIRBT,
DER TOD HAT
KEINE MACHT MEHR
ÜBER IHN.

Röm 6,8f.
***

Aus unserer C H R O N I K :

Sr. Paula war vom Tettenweiser Frauenbund gebeten worden, am 10. November im Gasthaus Lindlbauer einen Vortrag zum Thema ‘Patientenverfügung‘ zu halten. Die rund 60 Teilnehmerinnen machte sie darauf aufmerksam, dass im Krankenhaus nicht einmal Eheleute für einander unterschreiben dürfen. Wenn keine Vorsorgevollmacht da ist, muss ein Richter die nötigen Entscheidungen treffen. Dabei stellte Sr. Paula das von ihr erarbeitete Formular für eine Patientenverfügung mit christlichen und medizinischen Entscheidungshilfen vor. Auf diesen Vortrag folgten andere Anfragen zu Vorträgen in der näheren Umgebung. Für alle, die weiter entfernt sind, ist es vielleicht von Interesse zu wissen, dass das von unserer Mitschwester erarbeitete Formular auf unserer Homepage zum Download bereit steht. (vgl.: http://www.sankt-gertrud.de/downloads/patientenverfuegung-mit-entscheidungshilfen.pdf)
Herr Hußl, der seit 1984 in unserem Haus St. Benedikt wohnte, bezog ein Zimmer im Seniorenheim ‘Haus an der Rott‘ in Pocking. Nach wiederholten Krankenhausaufenthalten entschieden er und seine Kinder so – und Sr. Bonaventura und Frau Wolowski konnten sich auch bei einem Besuch davon überzeugen, dass er dort gut aufgehoben war. Das sollte aber nicht von langer Dauer sein.
Wir machten schon mehrfach die Erfahrung, dass am Vorabend eines Hochfestes nicht alles ruhig und glatt vonstatten geht. So war es auch am 16.11., als Sr. Gertrudis vor der Komplet und Vigil schwere Atemnot bekam. Der Notarzt und das Team des Rettungswagens konnten zwar rasch helfen, aber sie nahmen unsere Mitschwester zur weiteren Beobachtung mit ins Klinikum nach Passau. Dort hat sie ihren Namenstag anders verbracht, als erhofft.
Von diesem Wermutstropfen abgesehen, durften wir am 17. das Hochfest unserer Klosterpatronin Gertrud von Helfta mit froher Dankbarkeit feiern. Ganz passend bekamen wir dazu einen ausgesprochen milden Novembertag, an dem vormittags sogar die Sonne schien. In seiner Ansprache fuhr P. Augustinus fort in der Betrachtung der ‘Geistlichen Übungen‘, die die Heilige aus ihrer innigen Christusbeziehung heraus verfasst hat.
Am gleichen Tag erfolgte die offizielle Eingliederung der Pfarrei Tettenweis in den Pfarrverband Ruhstorf. St. Martin, der Patron der Gemeinde, ist ein Heiliger des Teilens. Möge er unseren Mitchristen hier am Ort helfen, diesen Schritt nicht nur als Verlust, sondern auch als Chance zu sehen, um in einem größeren Zusammenhang Charismen und Aufgaben miteinander teilen zu lernen.
Sr. Lioba begab sich am 24.11. in die Rheumaklinik nach Bad Füssing. Dort suchte sie Linderung ihrer Beschwerden und konnte am 1.12. zu uns zurück kehren. Eine lange Zeit der Rekonvaleszenz schloß sich an.
Am 26.11. folgten M. Bernarda und Sr. Andrea der Einladung zur Mitgliederversammlung der AGOP nach Passau. In den Räumen des Priesterseminars trafen sich die Höheren Oberinnen und Obern mit den Delegierten der Gemeinschaften, um Rückblick zu halten auf die Tätigkeit der AG der Orden im Bistum Passau, um das ‘Wir-Gefühl‘ zu stärken und einen neuen Vorstand zu wählen.
Am Ende der Woche verabschiedeten wir die letzten Gäste des Jahres 2009 und versetzten unser Haus ‘Maria Rast‘ – wie schon gewohnt – für zwei Monate in den „Winterschlaf“.
Anlässlich der offiziellen Eingliederung der Gemeinde Tettenweis in den Pfarrverband Ruhstorf, war M. Bernarda zur Vorabendmesse des 1. Advent in die Pfarrkirche eingeladen.
Über das neue Kirchenjahr stellte sie für unsere Gemeinschaft eine freie Übersetzung von 2 Petr 1,19: Achtet auf das prophetische Wort wie auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufleuchtet in euren Herzen.
Von 2. bis 6. Dezember nahm Sr. Magdalena am dritten Kursabschnitt ihres sich über drei Jahre erstreckenden „Intensivkurs Gregorianik“ bei Prof. J.B. Göschl in St. Ottilien teil. Die ca. 40-köpfige Gruppe erarbeitete in den theoretischen Teilen verschiedene Neumen und erste Grundkenntnisse der Kirchentonarten und vertiefte das Gelernte in anschließenden praktischen Übungen durch das Singen verschiedenster Stücke und das Einüben von Komplet und Vesper.
Unterdessen ging sowohl für Sr. Gertrudis, als auch für Herrn Hußl (beide befanden sich im Passauer Klinikum) der irdische Pilgerweg zu Ende. Unser Oblate schloss in der ersten Stunde des 5.12. für immer die Augen. Sr. Gertrudis tat am Abend des selben Tages – im Beisein von Sr. Andrea und Pater Augustinus – ihren letzten Atemzug. Es war ein wunderbar friedlicher Tod. Wir glauben, dass beide nun auf ewig bei Gott sein dürfen und danken Ihm für das Geschenk der gemeinsamen Pilgerschaft.
Pater Augustinus hat in seinen Ansprachen vor der Beerdigung – die von Herrn Hußl erfolgte am 8.12., die von Sr. Gertrudis am 9.12. – in gewohnt gewissenhafer und achtungsvoller Weise den Lebens- und Glaubensweg der Heimgegangenen nachgezeichnet. Da der Platz leider nicht für beide reicht, beschränken wir uns hier auf letztere, und bitten dafür um Ihr Verständnis. Wer Herrn Hußl gekannt hat und Interesse an der Predigt hat, möge sich bei Sr. Teresa melden, schriftlich oder telefonisch (s. Impressum). Sie wird Ihnen dann gerne einen Ausdruck zusenden.
"Liebe Schwestern, liebe Angehörige, Freunde, Kollegen und Bekannte der Verstorbenen, liebe Trauergemeinde!
Ein Leben, das man unter die Überschrift stellen könnte: Mit Christus, ist zu Ende gegangen. Oder besser gesagt: Es hat eine Verwandlung erfahren. Einen Schritt weiter auf dem Weg der Nachfolge dessen, der für uns gestorben und auferstanden ist und über den der Tod keine Macht mehr hat. „Mit Christus“ wollte unsere Mitschwester, Verwandte, ehemalige Kollegin oder Lehrerin Maria Gertrudis Körner ihren Lebensweg gehen. Was in der Taufe im Symbol an ihr vollzogen wurde, hat sie sich als Lebensprogramm zu eigen gemacht: Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben (Röm 6,3f.).
Schauen wir in dieser Stunde noch einmal zurück auf den christlichen Lebensweg von Sr. Gertrudis.
Lehrerin …
Geboren wurde Klara Körner - so wurde sie bei der Taufe genannt - am 16. August 1916 in Ziegetsdorf, das bald darauf in Regensburg eingemeindet wurde. So betrachtete Sr. Gertrudis Regensburg als ihre Heimatstadt, der sie zeit ihres Lebens verbunden war. Ihr Vater Georg Körner war von Beruf Landwirt, doch wurde er im I. Weltkrieg als Soldat eingezogen. Nur wenige Monate nach der Geburt seiner Tochter fiel er, so dass Klara ihn nie kennenlernte. Einige Zeit später heiratete die Mutter neu, Klara wuchs im Kreis von drei Geschwister auf.
Schon früh, im Alter von 12 Jahren, empfing Klara einen wegweisenden Impuls. Eines Tages kam eine junge Verwandte, die Resl, zu Besuch. Die Resl war Kandidatin bei den Salesianerinnen von Oberronning. Sie hatte schon klare Vorstellungen über ihre Zukunft: Lehrerin wollte sie werden und Klosterfrau. Klara hörte das Gespräch zwischen ihrer Großmutter und der Resl mit und war beeindruckt. Da zuckte es ihr plötzlich durch den Kopf: Was die Resl wird, das will ich auch werden: Lehrerin und Klosterfrau. Klara hatte ihr Lebensprogramm gefunden.
Die Verwirklichung war freilich nicht einfach. Die Mutter erschrak, denn sie dachte an die Kosten: Man würde Schulgeld bezahlen müssen. Klara aber - und hier zeigt sich bereits einer ihrer Wesenzüge - gab nicht nach, sondern bohrte und bohrte. Schließlich öffnete sich ein Weg: Sie durfte zu den Ursulinen nach Straubing gehen. 1935 erwarb sie dort das Abitur. Nahtlos ging es dann weiter mit der Kandidatur zum Eintritt bei den Ursulinen, und parallel dazu mit der Ausbildung zum Lehrerinnenberuf. Gewiss wäre Klara Körner Ursuline geworden, hätte nicht das NS-Regime 1938 die Schulen der Ursulinen aufgehoben. Mater Evangelista, die Oberin, musste die Kandidatinnen zusammenrufen und ihnen mitteilen: Unser Kloster hat seine Existenzgrundlage verloren, wir müssen Sie nach Hause entlassen. Für alle war es eine der schwersten Stunden ihres Lebens. Angesichts der Lage trat Klara Körner in den Staatsdienst ein. Hier waren ihre Kräfte im II. Weltkrieg aufs Äußerste gefordert. Sie musste an die Stelle mehrerer männlicher Kollegen treten, die zum Kriegsdienst eingezogen waren. Hinzu kam die Verantwortung für die Mutter, die inzwischen schwer erkrankt und pflegebedürftig war. Eine Stütze fand Klara Körner in dieser schweren Zeit an dem Domprediger Johann Maier, der sie in ihrem inneren Widerstand gegen das NS-Regime stärkte. Schönere Jahre kamen nach dem Krieg. Gerne erinnerte sich Sr. Gertrudis an ihre Zeit an der Schule St. Wolfgang in Regensburg.
… und Klosterfrau
Doch, liebe Schwestern und Brüder, was war in all diesen Jahren aus dem Klosterwunsch von Klara Körner geworden? Nach dem jähen Ende in Straubing sah sie zunächst keinen konkreten Weg mehr. Aber sie hielt den Gedanken in ihrem Herzen wach. Regelmäßig nahm sie in Schweiklberg an Exerzitienkursen teil. Ein Satz von Abt Thomas hat sie dabei tief beeindruckt: Sehen Sie, Sie könnten nicht den kleinen Finger rühren, wenn Gott Sie nicht hielte. Wenn Gott so groß ist, dachte die Exerzitantin, dann ist er es wohl wert, dass ich ihm mein Leben schenke. Von Schweiklberg aus war es nicht mehr weit nach Tettenweis. Bereits im Oktober 1940 war sie hier zum ersten Mal zu Besuch. Besonders begeisterte sie das feierliche Gotteslob, der Gregorianische Choral. Von nun an hielt Klara Körner mit St. Gertrud Kontakt. Noch aber war sie an Regensburg gebunden, es galt, die Mutter zu pflegen. Auch half sie mit, ihrem Bruder ein Studium zu ermöglichen. Doch am 14. April 1956 klopfte sie an die Pforten unseres Klosters an; am Hochfest ihrer neuen Patronin Gertrud wurde sie eingekleidet, ein Jahr darauf durfte sie ihre Profess ablegen. Nun hatte sie ihr Ziel erreicht: Was die Resl wird, das will ich auch werden: Lehrerin und Klosterfrau.
Bereits wenige Wochen nach ihrer Profess wurde Sr. Gertrudis an der Mädchen-Volksschule, die unser Kloster damals führte, als Lehrerin eingesetzt. Oder besser gesagt: Sie setzte sich ein: mit all ihrer Tatkraft und pädagogischem Eifer, mit der Absicht, ihre Schülerinnen und Schüler auf das Leben vorzubereiten. Nicht wenige von ihnen danken es ihr bis heute. Zwölf Jahre wirkte sie in Tettenweis, 17 Jahre an der Hauptschule in Ruhstorf schlossen sich an. Hinzu kam das klösterliche Leben: die Eucharistiefeier und das Stundengebet, dazu die zahlreichen Kurse, die sie hielt; noch heute sind sie vielen Teilnehmerinnen in lebendiger Erinnerung. Nachdem sie als Lehrerin in den Ruhestand getreten war, übernahm sie den Klosterladen. Dort war sie für viele Besucher und Gäste eine geschätzte Gesprächspartnerin. Doch dann kam die Zeit, als auch dazu ihre Kräfte nicht mehr reichten. Das war der letzte Abschnitt ihres Lebens.
Feuerflamme
Von nun an sah Sr. Gertrudis ihre Hauptaufgabe im Gebet. Oft, wenn ich zu ihr kam, hatte sie das Stundenbuch in der Hand. Auch bemühte sie sich weiter um die Vertiefung ihres Glaubens. Bis fast zuletzt nahm sie an unserem Schriftgespräch teil und brachte fast immer eigene, markante Beiträge. Hinzu kam die Lektüre. Besonders schätzte sie die Gedichtbände von Mutter Assumpta von Helfta. Manchmal zeigte sie mir eines der Gedichte. In einem von ihnen, das sie besonders schätzte, ist von den läuternden Flammen die Rede. Da heißt es:
Herr, Du hast mich ins Feuer gezogen … / Da fragte ich: / Herr, was muß ich tun, / um Feuerflamme nun / zu bleiben, / lichterloh zu brennen immerzu, / mit Dir? / Da sagtest Du zu mir: / "Nichts sollst du tun, / nichts tun, / nur hingegeben sein / der Flamme / immerzu: / in reiner Glut und Stille / des Gebets, / da alles Eigene stirbt; / und im fressenden Feuer / des Alltags, / da ich dich läutern will / "Wie Gold im Feuerofen", / ausglühen alles, / was Mir nicht / gemäß ist./ …
Ich finde es sehr treffend, dass Sr. Gertrudis gerade durch dieses Gedicht angesprochen wurde. Die Frage: Herr, was muß ich tun?, ist sicher sehr charakteristisch für sie. Sr. Gertrudis war ein Mensch der Tat: voller Schwung und Energie, begeisterungsfähig und mit einem starken Willen. So ausgerüstet hat sie viel geleistet und harte Belastungsproben bestanden.
Sie hatte aber auch - das soll nicht verschwiegen werden - ihre Ecken und Kanten. Manchmal ging ihr lebhaftes Temperament mit ihr durch, manchmal hat sie andere Menschen ausgegrenzt und verletzt.
Sr. Gertrudis wollte etwas tun und dabei das Heft in der Hand behalten. Doch eben darin wurde sie sich im Alter ihrer Grenzen bewusst. Oft wenn ich zu ihr kam, stöhnte sie: „Ich schaffe es nicht, / ich bringe es nicht hin.“ Damit meinte sie etwa das Stundengebet, das sie halten wollte - doch dann wurde sie müde und schlief ein. Ich sagte ihr in der Sache nichts anderes, als was Mutter Assumpta in diesem Gedicht sagt: Nichts sollst du tun, / nichts tun, / nur hingegeben sein / der Flamme / immerzu: / in reiner Glut und Stille / des Gebets, / da alles Eigene stirbt. Immer wieder mühte sie sich von Neuem, zu diesem Loslassen und sich Gott Übergeben zu gelangen. Gegen Ende ihres Lebens wurde Sr. Gertrudis diese Wende schließlich geschenkt. Am Vorabend des Hochfestes ihrer Patronin, der Hl. Gertrud von Helfta, musste sie ins Krankenhaus gebracht werden. Zunächst hoffte sie noch, wieder nach Hause kommen zu können. Doch dann, als sich ihr Zustand deutlich verschlechterte, stellte sie sich bewusst darauf ein, dass das Ende nun nahe war und bat um die Sterbesakramente.
Sie nahm den bevorstehenden Tod offenkundig mit ganzer Bereitschaft an und stimmte dem Willen Gottes zu. Gewiss waren diese letzten Tage auch noch eine Läuterung für sie, wie es in dem Gedicht heißt: "Wie Gold im Feuerofen", / ausglühen alles, / was Mir nicht / gemäß ist./ …
In all dem aber leuchtete aus ihren Augen eine große Freude und Bereitschaft, die alle beeindruckt hat, die bei ihr waren. Begleitet von den Sterbegebeten der Kirche, darunter ihr Lieblingspsalm 23, ist sie am Vorabend des zweiten Adventssonntages friedlich entschlafen. Begleitet von ihrer Patronin, der Hl. Gertrud, durfte sie hinübergehen, der großen Begegnung mit dem Herrn entgegen."

Am Ende dieser so ereignisreichen Woche besuchte uns Abt Hermann-Josef Kugler aus Windberg, zusammen mit seinem jungen Tettenweiser Novizen Frater Philipp Neri! Da es terminlich nicht anders möglich war, folgten sie der Einladung zu M. Bernardas 17. Weihetag bereits am 12.12. und feierten mit uns nicht nur einen sehr schönen Gottesdienst. Wir konnten auch noch gemeinsam zu Mittag essen und anschließend von Abt Herrmann-Josef viel Interessantes über den Prämonstratenser-Orden und über ‘sein‘ Kloster erfahren.
Am Jahrestag der Weihe selbst, der diesmal passender Weise auf den Sonntag ‘Gaudete‘ fiel, gratulierten wir M. Bernarda in einer kleinen Feierstunde.
Tags darauf bezog Sr. Dominika eine Zelle auf der Infirmerie (Krankenstation). Dort kann so für sie gesorgt werden, wie es ihrem Befinden entspricht.
Die „Winterpause“ des Gästehauses nutzten wir, um das Gebäude auf dem angrenzenden Grundstück abreißen zu lassen (Klosterstr. 7). Das sog. Feichtnerhaus befand sich seit 1968 in unserem Besitz und diente wechselnden Mietern als Wohnraum. Nach Auszug der letzten Bewohner im September diesen Jahres entschieden wir uns – in Anbetracht der schlechten Substanz und des ungünstigen Zuschnitts der vier Wohnungen – aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Sanierung. Innerhalb von vierzehn Tagen war die Maßnahme „erledigt“.
Leider mussten wir nicht nur am 18.12. Sr. Edelburga ins Passauer Klinikum verabschieden, sondern einen Tag später auch noch Sr. Columba nach Vilshofen. Und da offenbar nicht nur aller guten Dinge drei sind, folgte ihnen am Abend des 20.12. auch noch Sr. Stephania.
Unsere Sakristanin und unsere Organistin konnten wir – Gott sei Dank – an Heiligabend wieder daheim in Empfang nehmen, Sr. Columba aber musste bis zum 5. Januar 2010 in Vilshofen bleiben, wo schließlich nichts Sinnvolles mehr für sie getan werden konnte.
Eine hingegen sehr freudige Überraschung wurde uns zwei Tage nach Epiphanie geschenkt: Mutter Priorin Helene und vier ihrer Mitschwestern waren aus Neustift zu uns gekommen, um als ‘Heilige Drei Könige‘ an der Krippe Lieder zu singen und uns ein gesegnetes Neues Jahr zu wünschen. Diese liebevolle mitschwesterliche Geste hat uns sehr gerührt und gefreut – ein herzliches Vergelt’s Gott!
Tags darauf machte sich Sr. Paula in die Gegenrichtung auf, um ihr reiches Wissen zum Thema ‘Patientenverfügung‘ auch in Neustift weiterzugeben.
Zwei Tage vor ihrem 91. Geburtstag (14.1.) musste Sr. Dominika mit einem akuten Infekt ins Vilshofener Krankenhaus gebracht werden.
Eine viertel Stunde vor Beginn der Eucharistiefeier ging für Sr. Columba auf unserer Krankenstation im Beisein von drei Mitschwestern der letzte so mühevolle Weg zu Ende. Gott holte sie heim in Seinen Frieden!
Beim Requiem vor der Beisetzung zwei Tage danach führte P. Augustinus aus:
„Liebe Angehörige, liebe Schwestern und Brüder!
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (Mt 11,28), diese freundliche Einladung hat unser Herr nun auch an seine Dienerin Columba gerichtet. In der Morgenfrühe des vergangenen Donnerstags sind ihre körperlichen Kräfte erloschen und sie durfte friedlich einschlafen, aufbrechen dorthin, wohin der Herr sie ruft. Ein Lebensweg ging so zu Ende, der eine Antwort darstellt auf jenen anderen Ruf, den wir im Evangelium ebenfalls gehört haben: Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig ... so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen (Mt 11,29).
Von Grünenbach nach Tettenweis
Schon von Kindheit an wurde Rosa Eugler, wie sie in der Taufe genannt wurde, mit der Stimme des Herrn vertraut. Als Kind gläubiger christlicher Bauersleute wurde sie am 17. Oktober 1916 in Grünenbach im Allgäu geboren. Acht Geschwister scharten sich um den elterlichen Tisch, zwei weitere Geschwister waren schon im Kindesalter gestorben. In Grünenbach besuchte Rosa die Volksschule und dann die dreijährige Volksfortbildungsschule, die sie 1932 abschließen konnte. Arbeit fand sie dann auf dem elterlichen Hof. In ihrem Elternhaus wuchs Rosa in einer religiös geprägten Atmosphäre auf. Zu den Eindrücken ihrer Kindheit gehörten das gemeinsame Rosenkranzgebet und die Weihnachtskrippe daheim. An der hatte der Vater einen großen Anteil, denn das Schnitzen von Krippen war sein Steckenpferd. So konnte Rosa von Anfang an ganz selbstverständlich in den Glauben der Kirche hineinwachsen. Auch das klösterliche Leben trat schon früh in den Blick. Denn mehrere ihrer Tanten trugen „lange Röcke“, wie sie als Kind beobachtete. Zwei von ihnen waren bei den Franziskanerinnen und zwei weitere bei den Benediktinerinnen in Tettenweis. Gelegentlich gingen Briefe hin und her, in die der Vater auch Rosa Einblick nehmen ließ. So dürfte sich bei ihr ganz von selbst der Gedanke eingestellt haben, ob nicht auch für sie das Kloster eine Möglichkeit wäre. Doch auf dem Weg dahin waren einige Schwierigkeiten zu überwinden. Einmal brach der Vater mit Rosa auf, um die beiden Tanten in Tettenweis zu besuchen. Doch nach einer halben Stunde Fahrt im Auto wurde ihr so übel, dass man wieder umkehrte. Einige Zeit danach bat Rosa bei den Franziskanerinnen um Aufnahme. Doch unter den „vielen studierten Leuten“, die es dort gab, war sie nicht am richtigen Ort und kehrte wieder nach Hause zurück. Von nun an gingen ihre Gedanken nach Tettenweis. Sie bewarb sich brieflich um Aufnahme und erhielt auch eine Zusage. Dann aber regten sich in ihr Bedenken und sie meldete sich wieder ab. 1946 unternahm sie einen weiteren Anlauf. Nachdem das neue Aufnahmegesuch wiederum positiv beschieden worden war, machte sie sich auf den Weg. Die Bahnreise war in jenen Tagen ein kleines Abenteuer, denn Grünenbach lag in der französischen Besatzungszone, Tettenweis in der amerikanischen. In dem Passierschein, der für die Fahrt und den Grenzübertritt nötig war, vermerkte der französische Beamte als Reisegrund: pour être chanoinesse - um Kanonisse zu werden. Rosa war erleichtert, als sie am Bahnhof von Pocking die Schwestern sah, die gekommen waren, um sie nach Tettenweis mit zu nehmen. Vom ersten Tag an hat es ihr hier gefallen, und sie hat es auch nicht einen Tag lang bereut, nach Tettenweis gekommen zu sein, so erzählte sie später. Noch 1946 wurde sie am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens eingekleidet. Sie erhielt den Namen ihrer 1944 verstorbenen Tante Sr. Columba, die wie auch die damals noch lebende Tante Sr. Klara bereits in den Gründungsjahren in das Kloster eingetreten war. Im Ganzen war die Familie Eugler so 106 Jahre lang ununterbrochen in unserem Kloster vertreten. 1948 legte Sr. Columba zusammen mit Sr. Bonifatia die zeitlichen Gelübde ab und noch einmal vier Jahre später die ewigen. So konnten unsere beiden Mitschwestern vor gut einem Jahr gemeinsam ihr Diamantenes Professjubiläum begehen.
In Tettenweis
Erste Arbeitsaufträge erhielt Sr. Columba im Garten und in der Nähstube. Dann fand sie über lange Zeit hin in der Lebkuchenbäckerei ihr Betätigungsfeld. Unterbrochen wurde diese Arbeit durch ernste gesundheitliche Probleme, die sie jedoch überwinden konnte. Während der letzten drei Jahrzehnte aber war sie in der Wachsabteilung tätig. Das war eine Aufgabe, die ihr am Herzen lag. Hatte doch schon die Weihnachtskrippe im Elternhaus ihre Liebe zum Mensch gewordenen Heiland geweckt. Sr. Columba erwies sich als eine ruhige, ausdauernde und zuverlässige Arbeiterin, die beschädigte Wachsfiguren mit großem Geschick reparierte. Zudem fand sie in Sr. Ulrika eine Gefährtin, mit der sie sich die Aufgaben gut teilen konnte. Eine wichtige und willkommene Unterbrechung des klösterlichen Jahreslaufes war für Sr. Columba der jährliche Heimaturlaub. Jedes Mal lebte sie auf und war von Vorfreude bewegt, wenn diese Tage nahten. Sie freute sich auf das Zusammensein mit den Verwandten, auf die gemeinsamen Spiele und auf die Allgäuer Berge. Wir können den Verwandten nur danken, die Sr. Columba Jahr für Jahr diese kostbare Zeit geschenkt haben. Wenn sie dann aber zurückkam, tauchte sie mit nicht geringerer Freude wieder in das klösterliche Leben ein. Die hl. Messe, die Sakramente, das Stundengebet, den Rosenkranz und die Betrachtung - all das hat sie geliebt und mit großer Treue mitgetragen. Auch gelang es ihr gerade in den letzten Jahren mehr, aus sich heraus zu gehen und in der Runde der Schwestern schöne Beiträge zu bringen.
Näher zu dir
Liebe Schwestern und Brüder!
Im Evangelium preist Jesus den Vater, weil er all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hat. Das Wort ‚Unmündige’ hat hier keine negative Bedeutung. Es meint die stillen und schlichten Menschen, jene, die zwar nicht viel studiert haben, dafür aber vom Herzen her leben. Ein solcher Mensch war Sr. Columba. Sicher hat Gott in ihrem Herzen mehr gesehen, als wir von außen wahrnehmen konnten.In ihrem Lebenslauf gibt sie als Grund für ihren Klostereintritt an: Näher, mein Gott, zu dir. Ihr ganzes Leben sollte ein Weg sein, der zu Gott führt. Nun ist die Stunde gekommen, da ER selbst sie in seine Nähe gerufen hat. Möge sich nun an ihr erfüllen, was der Apostel Johannes sagt: Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist (1 Joh 3,2)".

Am 18.1. konnten wir unsere Sr. Dominika aus dem Krankenhaus in Vilshofen wieder nach Hause holen. Sie war zwar noch etwas schlapp, aber doch guter Dinge. Und so hofften wir, dass sich die Lage bei uns wieder normalisieren würde. Das war aber leider nicht der Fall. Sr. Dominika musste schon am Abend des 20.1. ins Krankenhaus zurückkehren, von wo wir sie erst am letzten Tag der Exerzitien wieder abholen konnten.
Diese begleitete in der ersten Februar-Woche Abt em. Dr. Christian Schütz OSB (Schweiklberg / Neustift). Eine Zusammenfassung seiner wertvollen Gedanken aus vier Vorträgen über „Große Wörter“ möchten wir Ihnen im ersten Teil des Juni-Boten vorstellen.
Am zweiten Tag der Exerzitien-Woche beging Sr. Agnes in stiller Dankbarkeit ihren 40. Profeßtag – und wir teilten diese Freude mit ihr!
Leider musste tags darauf Sr. Ulrika wegen ihres schlechten Allgemeinbefindes ins Krankenhaus.
Gleich nach den Exerzitien, am 6.2., machte sich M. Bernarda auf den Weg nach München zur Kommunität Venio. Dort wurde Sr. Carmen Tatschmurat, die bisherige Magistra, im Rahmen der Eucharistiefeier in ihr Amt als vierte Priorin der Kommunität eingeführt. Eine rundum schöne Feier, auf die – das ist unser Wunsch – eine gesegnete Zukunft folgen möge!
Mit Sr. Bonifatia dankten wir am 8.2. für die Vollendung von 90 Lebensjahren und beteten gern für sie und in ihren Anliegen.

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit – so beten wir in jeder Eucharistiefeier. Dass dieses Bekenntnis sich nicht nur auf den Kirchenraum beschränkt, sondern unser ganzes Leben als Christen prägt, das ist unser Wunsch und Gebet für Sie und uns, besonders in diesen Wochen vor Ostern. Auch Ihnen einmal mehr ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihr Gebet!



Ihre dankbare

M. Bernarda Schmidt OSB

Äbtissin


P.S.: Bitte notieren Sie sich schon einmal den Termin für unsere diesjährige Vereinsversammlung: Sonntag, 13. Juni 2010! Einladung und Programm werden Sie im Juni-Boten finden.