St. Gertrudisbote
76. Jahrgang
März 2021
"Ihr seid das Licht der Welt!“
Verheißungen der Bergpredigt
Im letzten Gertrudis-Boten konnten wir am Ende des Nachrichten-Teils noch auf unsere bevorstehenden Konvent-Exerzitien hinweisen. Wir wollten am Termin im November gerne festhalten, weil wir in dem Jahr ja noch gar keine Exerzitien gehabt hatten. Aber in Anbetracht des Infektions-Ge-schehens wagten wir es nicht, den eingeladenen Exerzitien-Meister tatsächlich kommen zu lassen. Wir entschieden uns darum für Vortrags-Videos. Bei der Suche nach geeigneten war Mutter Bernarda auf eine Reihe von Pfarrer Leo Tanner aus Jonschwil in der Schweiz gestoßen. Er hatte im Juli 2020 acht Vorträge über die Bergpredigt gehalten und diese zur weiteren Verbreitung aufzeichnen lassen. Nun konnten wir sie genau zu den für uns passenden Uhrzeiten gemeinsam ansehen und –hören. Eine gute Erfahrung, deren Inhalte wir im Folgenden gerne mit Ihnen teilen möchten, in zusammengefasster Form:
„Einführung
Mahatma Gandhi nahm bei einem Aufenthalt auf einer Bahnstation in Indien, als man ihm Ovationen darbrachte, das Neue Testament aus der Tasche und las ein Stück von der Bergpredigt vor. Darauf sagte er: „Vom Christentum ist vor allem die Bergpredigt wahr, aber die Christen tun nicht, was sie lehrt. Was wahr ist kann man nur erfahren, indem man es tut.“
Tatsächlich gibt es Wahrheiten, die man nicht mit dem Kopf verstehen kann, sondern die sich einem Menschen nur im Tun offenbaren und erschließen. Das gilt für die Bergpredigt. Wer sie nur von außen betrachtet, dem er-scheint sie schnell als idealer Lebenstraum, fern jeder Realität: Das geht doch nicht! Das ist doch nicht normal! Menschlich gesehen und nur auf menschlicher Kraft basierend ist das wahr.
Doch christliches Leben baut fundamental auf die Kraft des Heiligen Geistes, die Kraft des Reiches Gottes. Diese Kraft kann nur im Tun, im Ein-lassen erfahren werden. So ist die Bergpredigt die Zusammenfassung dessen, was sich durch den Heiligen Geist im Leben eines Menschen verändern kann.
Die Bergpredigt zeigt uns Gottes Lebensprogramm, einen Lebensstil, zu dem Jesus uns befähigen möchte.
Paulus schreibt: Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! (Eph 5,8) Einst kannten diese Menschen das Licht Gottes nicht, das in Jesus von Nazareth erschienen ist. Doch dann begegneten sie Jesus. Voller Freude und Begeisterung nahmen sie in der Taufe Jesus als ihren Herrn an (vgl. Kol 2,6). Sie empfingen nicht nur einen neuen Herrn, sondern auch die wunderbare Kraft dieses Herrn, den Heiligen Geist! Dadurch ist etwas grundlegend anders, neu geworden. Sie sind durch den Herrn Licht geworden. Durch Ihn sind sie (und werden auch wir immer neu) befähigt, als Kinder des Lichts zu leben.
Zur Bergpredigt
Warum wird diese Rede Jesu „Bergpredigt“ genannt? Die Antwort gibt der erste Vers: Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm (Mt 5,1).
Auf den Berg steigen erinnert ans Alte Testament. Nach dem großen Er-eignis des Auszugs aus Ägypten, dem Durchzug durchs Rote Meer, kam Israel zum Berg Horeb im Sinai. Dort verband und verbündete sich der HERR mit Seinem Volk, Er schloss einen Bund.
Dazu stieg Mose auf den Berg, wo JHWH zu ihm redete, ihm Seine Wie-sungen und Gebote mitteilte, die Mose dann dem Volk verkündete. Diese Weisungen, die Zehn Worte (Zehn Gebote) sowie alle weiteren Gesetze und Vorschriften gelten als Tora, als Lehre des Mose, die in den ersten fünf Büchern des Alten Testamentes niedergeschrieben sind. Deshalb werden sie auch als die fünf Bücher Mose bezeichnet. Mose ist der Vermittler der Weisungen Gottes und somit der Lehrer des Volkes Gottes schlechthin!
Wenn Jesus jetzt auf den Berg steigt, dann bringt der Evangelist Matthäus damit die Wahrheit zum Ausdruck: Jesus ist der neue Mose, der uns das neue Gesetz des Neuen Bundes bringt.
An wen geht die Bergpredigt? Wir lesen: Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach:
Jünger sind Menschen, die einen klaren Schritt im Glauben getan haben. Sie haben sich entschieden, Jesus nachzufolgen. Sie haben Jesus als ihren Herrn und Meister angenommen. Nur ein Jünger kann die Bergpredigt verstehen und leben. Er hat dazu auch eine Kraftquelle, welche die anderen Menschen nicht haben. Ein Jünger hat den Heiligen Geist empfangen und kann aus Seiner Kraft anders leben.
1. Die Seligpreisungen: Mt 5,3-12
Die Bergpredigt beginnt mit neun Seligpreisungen. Sie zeigen an, dass Jesus Seligkeit in Fülle, das heißt ganzes Glück, vollkommene Freude bringen will, eine grenzenlose Freude, die den Menschen ganz erfasst und durchdringt.
Struktur: Die Seligpreisungen bestehen aus drei Teilen: a) Die eigentliche Seligpreisung; b) Wem sie gilt und c) Die Begründung der Seligpreisung.
Die eigentliche Seligpreisung
Das griechische Wort makarios bedeutet selig, glücklich, glückselig, wohl, freue dich, reich an Leben, Freude, Zufriedenheit ungeachtet der äußeren Umstände, beneidenswert. Es handelt sich um Glückwünsche, um den Zuspruch von Glück und Segen. Martin Buber beschreibt diesen Ausdruck: “Es ist ein freudiger Ausruf und eine begeisternde Feststellung: Wie glücklich ist doch dieser Mensch.“
In den Seligpreisungen sagt Gott: Ich gratuliere dir! Ich finde es super, großartig! Gott gratuliert dir, wenn du z. B. arm im Geist bist! Er gratu-liert dir, wenn du keine Gewalt anwendest, weil Gott uns dann die ganze Fülle Seiner Liebe schenken kann, zu deiner Freude und zu Gottes Freude!
Die innere Haltung
Die Seligpreisungen beschreiben innere Haltungen, den Herzenscharakter eines Jüngers Jesu. In diesen Haltungen vollzieht ein Mensch eine innere Wende. Er orientiert sich nicht mehr an dem, was in der Welt üblich ist, sondern fängt an von Gott her zu sehen und zu leben. Das hat wunderbare Folgen. Denn wer sich Ihm so öffnet, wird Wandlung und Seligkeit er-fahren. Jede Seligpreisung zeigt, wie Gott zu uns steht und wie Er jetzt an uns handeln möchte.
Bei den Seligpreisungen fällt die passive Formulierung auf. Matthäus schreibt sein Evangelium an Judenchristen. Die Juden vermieden es den Gottesnamen JHWH auszusprechen aus Angst vor dem Missbrauch dieses Namens. Überall wo JHWH stand, haben die Juden deshalb Adonai – Herr gelesen. Deshalb umschreibt Matthäus, der sich an jüdische Zuhörer wen-det, den Gottesnamen. Entweder ersetzt er Ihn mit Himmel, z.B. Himmel-reich anstelle von Reich Gottes, oder er umschreibt Ihn passiv wie hier in den Seligpreisungen. Die eigentliche Formulierung würde heißen: "Selig, die arm sind vor Gott, denn Gott schenkt ihnen Sein Reich." "Selig, die Trauernden, denn Gott wird sie trösten." Hinter diesen passiven Formu-lierungen steht also das aktive Handeln Gottes. Der lebendige Gott ist immer aktiv!
2. Salz und Licht: Mt 5,13-16
Christsein ist nicht modern und war nie modern, weil in der Welt nicht Gott, sondern weitgehend der Geist der Welt und damit Angst und Ego-ismus regieren. Darum sind wir von vielen Gedanken und Verhaltens-weisen umgeben, die dem innersten Kern des Christentums wider-sprechen.
Als Kinder des Lichts leben wir einerseits in dieser Welt und sind äußer-lich gesehen auch Kinder dieser Welt, die für uns eine Zeit lang Heimat ist. Wir leben mit allen Menschen zusammen und bilden eine große Menschheitsfamilie.
Zugleich sind wir Kinder Gottes. Denn allen, die ihn (Jesus) aufnahmen, gab er (der himmlische Vater) Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die … aus Gott geboren sind (Joh 1,12-13). Als Kinder Gottes leben wir aus einer neuen Quelle, welche die Welt nicht kennt. Wir sind Bürger eines neuen Reiches (des Reiches Gottes) geworden und haben eine neue Würde, eine neue Identität erhalten. Wir sind nicht von der Welt, sondern aus der Welt erwählt (Joh 18,19), in diese Welt hinein, das Licht Gottes zu bringen.
Diese Doppelzugehörigkeit führt in innere Konflikte. Denn als Kinder der Welt sehnen wir uns wie alle Menschen nach Anerkennung, nach Ange-nommensein von den Anderen, vom Mainstream der Welt. Schnell kann der Gedanke kommen: Es wäre doch einfacher, wenn ich meinen Glauben in der Verborgenheit einer kleinen Gruppe oder ganz privat leben könnte. Das würde mir manche Konflikte und Auseinandersetzungen ersparen.
Doch Jesus sieht das anders. Er sagt nein! Denn ihr habt eine andere Be-rufung: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack ver-liert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.
3. Die weit größere Gerechtigkeit: Mt 5,17-20
Welches sind nun die guten Werke die zum Lobpreis des Vaters führen? Was ist die Art des himmlischen Vaters, die bei uns in der Kirche auf-leuchten soll? Worin besteht das Licht, das alle Menschen sehen sollen? Darum geht es in den folgenden Texten der Bergpredigt. Zuerst aber um die weitaus größere Gerechtigkeit.
Jesus sagt: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
4. Vom Wert der Ehe: Mt 5,27- 32 (2. und 3. Antithese)
In der zweiten und dritten Antithese geht es um Ehebruch und um Schei-dung. Um das Neue der Antithese Jesu verstehen zu können ist es wichtig zu wissen, wie die damalige rechtliche Situation in diesen Bereichen aus-sah.
Der wahre Wille Gottes
In dieser Situation nimmt Jesus klar Stellung und offenbart den wahren Willen Gottes: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu be-gehren (lüstern ansieht), hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr be-gangen.
Jesus spricht hier zuerst vom Umgang mit der fremden, verheirateten Frau. Jesus sagt, und damit bestätigt Er das Gesetz des Alten Testamentes: Die Ehe ist heilig. Ehebruch ist nicht nur eine Verletzung unter Menschen, Ehebruch berührt auch Gott. Wer die Ehe bricht, bekommt es mit dem le-bendigen Gott zu tun. Die Lebensgemeinschaft mit der Frau muss be-dingungslos respektiert werden.
Jesus geht hier nun einen Schritt weiter. Gott geht es nicht nur um die Ver-meidung des Ehebruchs, sondern, dass die Ehe in ihrer ursprünglichen Be-deutung aufstrahlt und gelebt wird. Sie will Gottes Treue offenbaren und tragendes Fundament für die Familie sein. Wer das im Blick hat, spürt, dass Ehebruch dort beginnt, wo ein Partner nicht mehr mit dem Blick der Liebe auf den Anderen schaut. Ehebruch beginnt dort, wo jemand das Herz vom eigenen Partner wegwendet.
Wo das geschieht, kommt es als Folge schnell zum lüsternen Blick. Wenn sich jemand auf diesen lüsternen Blick innerlich einlässt, kommt eine Be-wegung weg vom eigenen Partner ins Rollen. Lässt man den Blick und die Phantasie unkontrolliert gewähren, dann beginnt die Macht der Lust zu wachsen und die Widerstandskräfte schwinden. Die Vorstellungskraft, die Phantasie entwickelt ihr eigene Dynamik.
Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren (lüstern ansieht), hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Jesus macht keinen Unter-schied zwischen der Tat des Ehebruchs und dem lüsternen Blick, der Gier, des Haben-Wollens. Denn beim lüsternen Schauen, beim Begehren be-ginnt der Ehebruch im Herzen.
Auch hier geht es Jesus um die weit größere Gerechtigkeit des Lebens im Reich Gottes. Nicht die Abtötung jedes ungeregelten sexuellen Ver-langens steht hier im Vordergrund, sondern dass Jesus in der Kraft Seines Geistes uns eine solche ganze Liebe zum Partner und ein solches Mitein-ander zutraut, dass jede Spaltung dieser Liebe, jedes Spiel mit dem Feuer keinen Platz hat.
5. Überraschende Güte … : Mt 5,38-42 (5. Antithese)
Wir geraten immer wieder in Situationen, in denen wir Unrecht erleiden. Wir können beleidigt werden und Schaden erleiden. Lästige Menschen können uns Zeit stehlen und wir können Geld verlieren. Wie sollen wir auf Unrecht reagieren, das uns angetan wird? Wie reagieren wir als Kinder des Lichts? Die fünfte Antithese zeigt: Leben im Reich Gottes beinhaltet eine neue Herzenshaltung und bedeutet Verzicht auf persönliche Rache und Vergeltung.
Doch im persönlichen Umgang beinhaltet der Wille Gottes nicht eine Beschränkung des Strafmaßes, sondern überfließende Gerechtigkeit.
An vier Beispielen, die auch anders gewählt sein könnten, zeigt uns Jesus, wie Handeln aus der überfließenden Gerechtigkeit heraus aussehen kann und lässt uns spüren, wo bei uns innere Widerstände da sein können. Bei allen vier Beispielen geht es darum, wie jemand auf erlittenes Unrecht persönlich reagiert.
6. Vor Gottes Angesicht leben: Mt 6,1-18.24 und 7, 7-11
Vollkommen, ganz vom Vater her leben, sich ganz an Ihm orientieren, ganz im Reich Gottes leben, sodass der himmlische Vater in uns regieren und durch uns wirken kann, wie Er es möchte, umfasst verschiedene Be-reiche. Im vergangenen Teil der Bergpredigt lag das Hauptaugenmerk auf unserer Beziehung zu den Menschen.
Nun wird die Beziehung zu Gott, die vertikale Ebene, in Blick genommen. In diesem Abschnitt der Bergpredigt erklärt Jesus die 3 Säulen der jüdischen Frömmigkeit. Zu einem frommen jüdischen Leben gehörten nach damaliger Ansicht Almosen geben, Beten und Fasten. Jesus steht diesen drei Ausdrucksformen der Frömmigkeit positiv gegenüber, wenn sie in rechter Absicht geschehen.
7. Umgang mit Kritik und dem Heiligen: Mt 7,1-6
Der himmlische Vater möchte, dass wir im Heute leben. Das können nicht nur Ängste und Sorgen gefährden, sondern Fehler und Schwächen der Anderen. Wir schauen auf sie und regen uns auf.
Manchmal freuen wir uns heimlich, wenn wir Negatives über Andere hören. Manche denken dann auch, dass sie im Verhältnis zu diesen Men-schen mit diesen Fehlern noch gut dastehen. Das zeigt, dass in uns Sünde, eine Störung, da ist.
Auf das kommt Jesus jetzt zu sprechen: Richtet nicht …! Richten bedeutet hier, sich selbst als Richter über Andere zu erheben und Andere zu ver-urteilen. Doch das Gericht ist nie unsere Sache. Gott, der allein alles weiß, wird alle Menschen gerecht richten. Keine Sorge, niemand wird Seinem Gericht entgehen können. Wir alle werden einmal vor Gottes Richterstuhl stehen und dort auf dem Stuhl wird Gott in Seiner Majestät und Heiligkeit sitzen.
8. Herz und Vertrauen beim Vater haben: Mt 6,19-24
Kinder des Lichts wissen: euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet und als Folge davon haben sie ihr Herz und ihr Vertrauen beim himmlischen Vater. Doch das ist nicht so einfach, denn viel Irdisches kann Menschen fesseln und binden. In zwei kurzen Abschnitten wendet sich Jesus gegen eine falsche Beziehung zu den irdischen Gütern.
Die Bergpredigt will unter die Haut gehen. Sie will uns die Fülle des Lebens schenken.
Ein portugiesischer Seifenfabrikant sagte zu einem Priester: „Das Christentum hat nichts erreicht. Obwohl es schon seit zweitausend Jahren gepredigt wird, ist die Welt nicht besser geworden. Es gibt immer noch Böses und böse Menschen.“ Der Priester wies auf ein schmutziges Kind, das am Straßenrand im Dreck spielte, und bemerkte: „Seife hat nichts er-reicht. Es gibt immer noch Schmutz und schmutzige Menschen in der Welt.“ „Seife“, entgegnete der Fabrikant, „nutzt nur, wenn sie ange-wendet wird.“ Der Priester antwortete: „Das Christentum auch.“
Wen die Ausführungen von Pfarrer Tanner ansprechen und wer sie darum gerne vollständig nachlesen möchte, der sei auf das Buch verwiesen:
Lebt als Kinder des Lichts! Eine geistliche Auslegung der Bergpredigt
Bezugsquellen:
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Aus unserer Chronik:
Als Leitwort für das neue Kirchenjahr gab uns Mutter Bernarda am Vorabend des ersten Advents-Sonntags: „Ich bin da!“ (Ex 3,14).
Am 10. Dezember hieß es dann gleichsam „Klappe, die erste!“ Die Kameras in der Kirche (eine in der Sommer- und eine in der Winterkirche) konnten fast ein halbes Jahr nach ihrer Installation endlich in Betrieb genommen werden. Wir freuten und bedankten uns sehr. Im Laufe des Nachmittags, als die Fachleute längst über alle Berge waren, fiel uns ein, dass wir ja noch die neuen Mikrofone aufstecken mussten, damit am nächsten Morgen die Gottesdienstübertragung zu keinem „Stummfilm“ geriet. Das war schnell erledigt, dann noch ein Test: Können sie mich gut verstehen? – Ich höre gar nichts! O weh, da war etwas schief gegangen. Also das alte Provisorium wieder aufgebaut und am nächsten Tag einen der Fachleute angerufen, mit dem Ergebnis, das könne gar nicht sein, und man käme am Montag wieder …
Am 13. Dezember vor 28 Jahren wurde unsere Mutter Bernarda zur Äbtissin geweiht. Diesmal fiel der Jahrestag auf den 3. Advents-Sonntag. Nach dem Anfang des lateinischen Introitus wird er auch ‘Gaudete-Sonntag‘ genannt und gilt uns Christen als Sonntag der Vorfreude. Besser hätte es also gar nicht passen können, um auch einen innergemeinschaftlichen Grund zur Freude zu begehen! So versammelten wir uns nachmittags zur Feierstunde, in deren Mittelpunkt Jesaja, der Prophet des Advents, stand. Seine Weis-sagungen voller Sehnsucht und Licht haben nichts an Strahlkraft eingebüßt, und wissen auch uns heute noch anzusprechen. Dazu sangen wir alte, vertraute Lieder aus dem Gotteslob. Und Schwester Teresa ging in ihrer kleinen Gratulations-Ansprache darauf ein, dass auch die Äbtissin für ihre Gemeinschaft quasi eine prophetische Aufgabe hat. Das ist eine heute ebenso undankbare Aufgabe wie vor 2700 Jahren, aber wir dürfen uns niemals dem Ruf entziehen und glauben, es sei mit einem einmaligen JA getan.
Tags darauf erschienen, wie angekündigt, wieder drei Fachleute. Sie beschäftigten sich nachmittags zwei Stunden lang mit der Tonübertragung, testeten, ließen uns das Ergebnis mit eigenen Ohren hören – wunderbar! Dass das Bild nicht mehr ganz die Qualität aufwies wie noch in der Woche davor, wollten wir geflissentlich übersehen, denn der Ton ist ja für unsere Kranken noch wichtiger. Gegen Abend, als wir einen finalen Test „unter uns“ machten, um die Lautstärke für jede individuell einzustellen, mussten wir zur Kenntnis nehmen – Sie ahnen es schon? – dass der Ton wieder weg war und sich die Bildkrise noch verschärft hatte. Am nächsten Morgen, um unseren Nerven den Rest zu geben, erschien auf dem Bildschirm nur noch die lapidare Anzeige: Kein Signal. Na wunderbar! Offenbar hatte sich das Bild über Nacht auf die Socken gemacht, um nach seinem verloren gegangen Ton zu suchen …
Wieder ein Anruf, wieder ein eilfertiger Fachmann, der feststellte, dass an entscheidender Stelle ein Stecker locker gewesen sei. Jetzt müsste eigentlich …? Weit gefehlt!
Zwei Tage darauf kamen zwei Fachleute, und diesmal wurde uns gemeldet, der böse Stecker habe sich erneut gelockert, vermutlich durch die Vibration des Gebläses der zentralen Steuereinheit (Auskunft Fachmann Nr. 1), bzw. schlicht dadurch, dass der Stecker falschherum eingesteckt war (Auskunft Fachmann Nr. 2). Bei der Gelegenheit wurde dann auch die Kamera in der Sommerkirche zum Leben erweckt. Und so hatten wir am Abend dieses denkwürdigen Tages tatsächlich von beiden Räumen sowohl Bild, als auch Ton auf dem Schirm. Wie schön! Wir bauten das alte Übertragungs-Provi-sorium zum dritten Mal ab und sagten scherzhaft zueinander, wir wüssten nun endlich, was Unterhaltungs-Elektronik ist J.
Zwei Tage später verging uns das Scherzen wieder, als wir von der Kranken-station erfuhren, die Heilige Messe sei ein Stummfilm gewesen … Da der Ton aber nur in der Winterkirche in Urlaub gegangen war, zogen wir mit Sack und Pack in die Sommerkirche um, ließen die Bankheizung zeigen, was sie kann, und feierten dort das Konventamt vom 4. Advent.
Die Diagnose des Fachmanns – wiederum zwei Tage später – lautete schlicht: Keine Ahnung! Nach komplettem Runter- und wieder Hochfahren des Systems kehrte der Ton aus seinem Kurzurlaub zurück und stand uns wieder zur Verfügung. Aber die Freude darüber währte nicht lange. Es kam erneut zu Störungen, und bis zur Stunde ist die Ursache nicht gefunden. Immerhin gibt es nun eine Fährte. Wir werden die Hoffnung also nicht auf-geben.
Zu den „Tücken des Anfangs“ ist wohl auch ein Feueralarm zu rechnen. Mitten im kalten Winter, morgens kurz nach 4 Uhr, riss auch den letzten Träumer ein ohrenbetäubender Sirenenton aus dem Schlaf, der nicht vom Wecker herrührte. Es dauerte keine 10 Minuten, da standen zwei Feuer-wehrwagen mit voller Mannschaft auf dem Parkplatz. Ein Trupp suchte systematisch und profimäßig gemeinsam mit dem Hausmeister nach dem auslösenden Rauchmelder, der sich bald darauf in unserer Pfortenhalle fand. Gottseidank stellte sich das Ganze als Fehlalarm heraus, was – laut Fach-leuten – bei neuen Anlagen mit so vielen Rauchmeldern nicht ungewöhnlich ist. Das defekte Teil wurde durch ein neues ersetzt und wir waren froh, dass die Sache so glimpflich abgelaufen ist. Denn im Brandfall wären die wenigsten der zu beobachtenden Reaktionen hilfreich gewesen. Da gab es die „Nachtwandler“, die in aller Ruhe aus diversen Fenstern Ausschau hielten, die „Unerschrockenen“, die beim ersten Sirenenton schon wussten, dass das nur ein Fehlalarm sein konnte, die „Vorsichtigen“, die erst mal die Tür abschlossen (damit das Feuer nicht hereinkommt?) und sich dann wieder ins Bett legten. Es soll sogar eine gegeben haben, die sich in Eile anzog und zur Sammelstelle im Freien lief, wo sie lange mutterseelenallein in der Kälte stand, um schließlich „entwarnt“ in die warme Kirche zu gehen - denn Beten ist nie verkehrt…
Um zum guten Schluss noch ein ernsteres Thema zu berühren: Wir sind sehr dankbar für die Möglichkeit, zusammen mit Haus Maria Rast und Park-wohnstift bereits am 5. und 26.2. die Corona-Schutzimpfung zu erhalten.
Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder,
wir stehen noch am Anfang des neuen Jahres. Wohl die meisten von uns haben es mit einem bangen Herzen begonnen. Bis vor einem Jahr haben wir wie gewohnt geplant. Aber dann kam plötzlich alles anders. Ob wir aus den Erfahrungen der vergangenen Monate lernen? Ob wir demütig, beschei-dener, zufriedener, gelassener werden? – Wir haben das neue Jahr begonnen im Namen Gottes, im Vertrauen auf Ihn. Er ist bei uns, in all unseren Erfahrungen von Grenzen, in aller Angst, Ohnmacht und Unsicherheit, in aller Brüchigkeit und Verletzlichkeit.
Ich sagte dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: „Gib mir ein Licht, damit ich festen Schrittes in die Ungewissheit des neuen Jahres gehen kann.“ Aber er antwortete: „Geh hinein in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes. Das ist mehr als Licht und sicherer als ein bekannter Weg.“
Ja, lassen wir uns von Gott an die Hand nehmen. So wünsche ich Ihnen eine gesegnete österliche Bußzeit.
Mit dankbaren herzlichen Grüßen,
Ihre
M. Bernarda Schmidt OSB
(Äbtissin)
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